«Zweites Daheim»

Rhaban Straumann,Schauspieler, Satiriker und Autor. (Bild: Remo Buess)
Rhaban Straumann,Schauspieler, Satiriker und Autor. (Bild: Remo Buess)

«Ah, du bisch das», bemerkt Bauersfrau Franziska, als sie mir die Türe öffnet. Sie kennt mich von der Bühne. Seit 2009 trete ich jährlich mindestens einmal in Bergün auf. Besonders in Erinnerung ist ihr die Kuhszene aus «jour fixe», ein Stück, welches seit ein paar Jahren fix im Kulturprogramm des Kurhauses ist. Die Direktion wünscht sich das. Was die Bäuerin offenbar nicht wusste, ist, dass ich es bin, der ihrem Mann zur Hand gehen soll. Mein Erscheinen im Bergdorf sorgt grundsätzlich für etwas Verwirrung. Die Kurhausdirektorin erhält eine SMS mit der Frage, wer denn Sonderbares bei ihnen den Rasen mähe? Die Direktorin denkt vorerst an die Lamas. Später klärt sich, dass ich gemeint bin, was insofern für die Absenderin nicht passe, da jedes meiner Stücke im Kurhaus gesehen. Voilà. Das ist mein Sommerprojekt. Nicht die Verwirrung, das Aushelfen. Kopfleerete trotz oder dank Horizonterweiterung. Während zehn Tagen packe ich beim Kurhaus mit an. Jäte in Beeten, entwurzle Ahorn, setze Steine neu und spitze Teer weg. Damit sich die Tür im Tor zur Garage wieder öffnen lässt. Bin quasi der Teermetz von Bergün. Beim Bauern Riet bin ich für zwei Tage. Tag eins: Stall ausmisten. Tag zwei: Sträucher schneiden und Anhängerlicht montieren. Es ist eine gute Zeit. Das Entgelt ist eine Mischung aus Kost, Logis, Batzen und Naturalien. So lässt es sich zufrieden leben. Ja, Bergün ist irgendwie mein zweites Olten. Sprich, ich gehe gerne wieder da hoch. Auch länger. Schön auch, was Bäuerin Franziska Direktorin Maya erklärt, was sie mir nicht erzählen sollte, es aber trotzdem tat: «Weisch, es het im Riet guet do z’erläbe, dass au e Künstler cha schaffe.»

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