Schön wars
Etwas durcheinander, weil diese Mail über das Aus des Stadtanzeigers so unerwartet kam, schliesse ich das Fenster meines digitalen Posteingangs. Ich greife zum Handy, klicke mich zu WhatsApp und drücke neben dem Kontakt «Mama» auf die Videokamera. Ich werde nächsten Monat 30 und bleibe doch Kind, denke ich dabei kurz. Wenige Sekunden später erscheint meine Mama auf dem Bildschirm.
Ihre Antwort auf meine Nachricht, dass meine nächste Kolumne die letzte für den Stadtanzeiger gewesen sein wird, klingt wie viele, die ich in den nächsten Wochen hören werde: «Wo sich eine Tür schliesst, öffnet sich eine neue» oder «Dafür ergibt sich aber auch Platz für Neues». Und obwohl mir das irgendwie klar ist, möchte ich die Nachricht vor allem erstmal eines finden: Scheisse. Für mich, für die Redaktion, für Olten und die Region. Ein kleines Déja-vu nach dem «Kolt»-Ende im Sommer 2022. Mir hat diese Spalte im Stadtanzeiger immer viel bedeutet. Sieben Jahre lebe ich nun in der Schweiz, vier Jahre durfte ich dich auf dieser Reise mitnehmen. Dies sowie das wertschätzende Feedback dazu und der daraus entstandene Austausch – all das war immer wieder schön.
Die Kolumne bin dabei nie nur ich gewesen. Sie war auch meine Mama, die alle Texte gegenlas, dabei Fan und grösste Kritikerin zugleich war. Die Kolumne war auch mein Freund, der sich gut in euch reinversetzen konnte und entscheidende Tipps gab, damit ihr versteht, was ich sagen will. Und sie war stets ein Spiegel des Umfelds, das mich umgab und so mit mir diese Geschichten schrieb.
Und so lege ich nun das letzte Kapitel dieser Reise in meine kleine Box, in der ich alle meine Stadtanzeiger-Ausgaben gesammelt habe. Eine Box, in der nun die Erinnerungen an meine Gedanken in meinen Zwanzigern und an die letzten vier Jahre des Stadtanzeigers schlummern.