Oltner Hundeleben
Die Oltnerin Cathrine Müller hat herausgefunden, dass der Kanton über Jahre zu Unrecht Hundegebühren eingezogen hat. Seit das Verwaltungsgericht der Argumentation der schlauen Oltnerin gefolgt ist, herrscht Aufregung im Solothurner Rathaus. Regierungsrat und Verwaltung sind im wahrsten Sinn des Wortes auf den Hund gekommen. In für Solothurn untypischem Tempo soll das Recht so hingebogen werden, dass Hunde respektive ihre Besitzerinnen auch künftig ihren Obolus an die Staatskasse entrichten müssen. Der Kanton tut zwar – gerichtlich festgestellt – nichts für Hunde. Aber wo käme man hin, wenn Bürgerinnen und Bürger aufmucken und eine Steuer oder Gebühr einfach abgeschafft werden müsste? Ein unsäglicher Akt von Insubordination! Und einmal mehr ist es eine Bürgerin des ewig unbotmässigen Untertanenstädtchens, welche die Solothurner Obrigkeit aus Ruhe und Tritt bringt. Zwar ist auch in Olten aus Hundesicht nicht alles bestens bestellt. Es gibt zwar funktionierende Robidogs. Aber an zu vielen Orten wie etwa im Stadtpark oder auf dem Meisenhard herrschen rigide Hundeverbote. Und dies, obwohl die Hunde ihre kommunale Hundesteuer bezahlen und ihr Abfall vom Herrchen gewissenhaft eingesammelt und entsorgt wird – beides vielleicht im Gegensatz zu vielen andern Besuchern öffentlicher Anlagen in unserer Stadt. Aber zum Oltner Hundeleben gehört seit jeher eben auch die Freiheit, mal laut zu bellen und der Obrigkeit ans Bein zu pinkeln. Denn das Motto des Stadtsolothurner Liedes «s isch immer so gsi» gilt nicht nur für die Solothurner Regierung. Es beschreibt eben auch treffend die Rolle, die unserem Städtchen als urbane, freiheitliche Unruhe und gesellschaftliche Schrittmacherin in unserem Kanton seit Jahrhunderten zukommt. Und auch wenn sich die Zeiten ändern und selbst unser Stadtanzeiger nun im Gäuanzeiger aufgeht: Unsere Oltner Frische, Frechheit und Unbekümmertheit, die lassen wir uns nicht nehmen.