«Zweideutig»

Olten ist riesig. Nicht, weil die Stadt wieder auf über 18'000 angewachsen ist, nein, Schuld hat der Nebel. Das erfuhr ich nach einem Auftritt an der Zürcher Pfnüselküste. Aber bitte eins ums andere.

Der erste Satz, der mir nachgetaner Arbeit entgegenflog, war: «Olten ist für mich Niemandsland.» Aha. Dachte ich. Geht mir ähnlich, und zwar an allen Orten, die ich nicht kenne. Überhaupt, wer kennt einen Ort richtig?Touristisch angepriesene, staatlich subventionierte Bilderbuchbilder ausgenommen. Wer nimmt sich die Zeit, durchQuartiere zu spazieren? Ohneda zu leben? Und wieso blosshaben Leute stets den Drangetwas zu Olten sagen zu müssen? Versteh ich nicht.

Da es mir nicht liegt in solcheinem Moment publikumswirksam in den Ton mit einzustimmen und die Stadt mit Klischees weiter schlecht zu untermauern, tat ich das Gegenteil. «AberNebel hat es da», war die Antwort. Wie ermüdend. «Doch, doch! Ein Bekannter von mir ist deshalb aus der Stadt weggezogen. Nach Trimbach.» Bei diesem Argument ein nicht ganz nachvollziehbarer Schritt. Erklärte ich. Die beiden Orte gehörenzusammen. Eigentlich. Erneuter Widerspruch: «Doch, doch, Olten hat mehr Nebel!» Ich stand kurz vor der Resignation.

Den Befreiungsschlag lieferte der Gesprächspartner: «Vom Zug aus sieht man es. Zwischen Baregg und Grauholz hat es mehr Nebel.» Oh! So gross ist Olten? Na dann, Danke! Dann hätte ichgerne für diese meine, erste Schweizer Grossstadt erstenseine Zeitung, die dieser Grösse gerecht wird. Auch mit neuem Besitzer. Zweitens einen Kanton, der das zu würdigen weiss. Und drittens mehr Oltnerinnen und Oltner, die diese Grösse in sich und nach aussen tragen.Glück auf!