"Zwei Oltner Buben in der Fremdenlegion (8)"

So blieben Adolf Hunziker und Alfred Santschi in der Fremdenlegion, ohne jemals einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen.
Ende April 1914 wurde Hunziker einer Truppe zugeteilt, die westwärts nach Marokko in den Kampf gegen unbeugsame Berberstämme zog. In der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1914 musste er erstmals auf Menschen schiessen, als seine Einheit in den kahlen, schwarzgrauen Bergen vor Taza in einen Hinterhalt geriet.
Alfred Santschi blieb, weil er immer noch krank war, zurück in Sidi Bel Abbès. Im August 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, war er wieder gesund und kämpfte dort, wo Frankreich ihn haben wollte - als erstes an der türkischen Küste in der Schlacht um Gallipoli, in der eine halbe Million Soldaten starben. Eine Gewehrkugel schoss ihm den rechten Mittelfinger ab, eine andere blieb ihm im Bein stecken.
Adolf Hunziker hingegen blieb in Marokko. Er wurde zum Sergeant befördert und einer Maschinengewehrkompanie zugeteilt, schoss zahllose Feinde tot und sah in seiner fünfjährigen Dienstzeit über tausend Kameraden sterben. Am 10. Oktober 1918 nahm er seinen Abschied und machte sich auf die 38-tägige Heimreise nach Olten, wo er am 27. November 1914 eintraf - genau fünf Jahre und zwei Tage nach seiner Flucht, und zwei Wochen nach Ende des Ersten Weltkriegs. Er war 23 Jahre alt und hatte schon graue Schläfen. Ansonsten war er unversehrt.
Hunziker wurde Zugführer bei den SBB. Auch sein Freund Santschi kehrte zurück und fand Arbeit als Heizungsmonteur. Beide blieben zeitlebens in Olten. Nach Feierabend trafen sie einander gelegentlich im Restaurant Jakobsbrunnen.
1924 heiratete Hunziker, drei Jahre später Santschi. Hunziker hatte vier Söhne, Santschi eine Tochter und vier Söhne, von denen der zweitjüngste, Edgar, bis heute an der Neuhardstrasse wohnt. Seine Frau Magdalena ist Verkäuferin in der Migros Sälipark, wo ich samstags immer einkaufe.  Alex Capus

Schluss

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