«Zwei Oltner Buben in der Fremden- legion (4)»

Die zwei Oltner Buben Adolf Hunziker und Alfred Santschi blieben nur eine Nacht auf der Legionärsfestung St. Jean. Am folgenden Nachmittag, dem 29. November 1913, gab es schon um vier Uhr Abend-essen, eine Stunde später waren sie an Bord des Dampfers «Duc d’Aumale». Weitere zwanzigMinuten später wurden die Anker gelichtet und das Schiff fuhr am Château d’If vorbei, in dem der Graf von Monte Christo18 Jahre geschmachtet haben soll. Nach einer Stunde warenalle Rekruten seekrank und erbrachen sich über die Reling, und in der Nacht fuhr das Schiff, immer von Delphinen begleitet, an Mallorca vorbei bis nach Oran an der Küste Nordafrikas. Von dort ging die Reise mit der Eisenbahn südwärts in Richtung Sahara bis zur Garnisonsstadt Sidi Bel Abbès, wo schon der Schweizer Pfarrer Eduard Blocher, der Grossvater des Milliardärs, als Seelsorger bei der Fremden-legion tätig gewesen war.

Dort bekamen Adolf und Alfred Uniformen samt Käppi, Bajonett und Pistole, und dann mussten sie ihre zivilen Sachen vor der Kaserne den fliegenden Händlern verkaufen. Abends sagte der Zimmerchef, es sei noch ein weiterer Schweizer aus Olten da, der heisse Studer. Adolf Hunziker hielt Ausschau nach einem bekannten Oltner Gesicht, fand aber keines. Als er jedoch nach diesem Studer rief, erhob sich tatsächlich ein Legionär, der lang ausgestreckt auf seinem Bettgelegen hatte, und rief:

«Présent!»

Adolf Hunziker schaute demLegionär in die Augen und entdeckte zu seinem grössten Erstaunen Viktor Studer, seinen ehemaligen Chef in der Oltner Seifenfabrik Sunlight. Jener Viktor Studer war zwei Jahre zuvor aus Olten verschwunden, so steht es im Register der Einwohnerkontrolle. Er war 14 Jahre älter als Adolf und schon einmal mit einer Margaritha Müller verheiratet gewesen, und er war wie Adolf Hunziker an der Rosengasse aufgewachsen. Alex Capus

Fortsetzung folgt

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