«Zu Fünft»
Auf einem Sonntagsausflug der neuenOltner Dünnern entlang hörten wir laute Rufe. Ziemlich wütende lauteRufe. Der Blick ins Feld lieferte den Grund. Ein schampar treuherzig dreinblickender Hundjagte ein Reh. Biss ihm in die Hinterläufe und später im Fluss in den Nacken. Wir bemühten uns, dem grausigen Schauspiel schnellstmöglich ein Ende zubereiten. Zu Fünft, wenn man die gut Wasser führende Dünnern mitzählt, gelang es uns schliesslich den Hund einzufangen sowie Polizei und Wildhüter anzufordern. Eine halbe Stunde später fiel der finale Schuss. Eine Ladung Schrot beendete Leben und Leiden. Vom Reh. Des Hundes Herrchen nahm sich die Polizei an, des Herrchens Lohn wirdeine Busse sein. Hoffentlich. Trotzdem ein Ausreisser zu viel. Gleichentags las ich von schönen Kaderlöhnen beim grösstenAgrarkonzern hierzulandi. 650’000 teure Schweizer Franken für den herzig dreinblickenden CEO von 9’000 Angestellten. Klar, ist nicht wahnsinnig viel, andere ergattern mehr. Beim orangen Riesen fast eine Million, beim ÖV-Riesen eine ganze. Von Bundesbeamten und Banken lasse ich die Finger. Wie von Verwaltungsräten und Politikern, die im Nebenamt sich mehr lohnen als die Mehrheit in mehreren Jahren. Und tatsächlich kriegt eine Bundesrätin keine halbe Million. Das wäre doch ein Mass. Entschuldigt, klingt alles abgedroschen, geändert hat sich trotzdem nix. Die Selbstverständlichkeit des Nehmens ist geblieben wie ein angeborener Jagdinstinkt. Ist er geweckt, vergessen sich Hund und Tier im Mensch. Hier heisst das Opfer Reh, dort Mass. Hier griffen Passanten ein, dort... –Ja, wer denn? Fünfergremien,die Vorbild sein könnten, gibtes mehr als genug.