«Wo sonst?»
Normalerweise hat das Coq d’Or, unsere bescheidene Bar hinter dem Bahnhof, am Sonntag geschlossen. Weil fast ganz Olten geschlossen hat am Sonntag. Und weil irgendwie auch die Menschen in dieser Stadt geschlossen haben, am Sonntag. «Sonntag gehe ich nicht aus dem Haus», sagt eine Freundin von mir.
Ich verstehe das. Nichts gegen Tage, an denen man für eine Weile die Welt aussperrt. Trotzdem hatten wir letzte Woche geöffnet, das Angebot für ein Konzert war schuld, eine tolle Band aus London und dann auch noch günstig. Um Werbung zu machen schrieb ich am Nach-mittag dorthin, wo in Olten am Sonntag das öffentliche Leben stattfindet: in die Olten-Gruppe auf Facebook. Dass ich noch dran glauben würde, dass in Olten auch am Sonntag paar Leute Lust auf Konzerte hätten schrieb ich zweckoptimistisch. Ich will nicht um den heissen Brei herumreden: Es kamen nicht so viele Leute. Es kamen sehr wenig Leute, um ehrlich zu sein. Ich entschuldigte mich dafür bei der Band, sagte: «Oltner sind es sich nicht gewohnt, am Sonntag an ein Konzert zu gehen. In Zürich wären wohl mehr Leute gekommen.» Der Tour-Manager der Band, der daneben stand, sagte: «Sonntage sind überall schwierig, sogar in London.»
Trotzdem hab ich manchmal das Gefühl, dass es in anderen, in grösseren Städten einfacher ist. Nicht nur für ein Konzertlokal, sondern auch für einen Kleiderladen, für Museen, für einen Marroni-Verkäufer. «Vom Ladensterben in Basel oder Zürich habe ich jedenfalls noch nichts gehört», diskutiere ich mit einem Freund. «Von Clubsterben in Olten hab dafür ich noch nichts gehört», erwidert er.
