Wetterumschwung
Nach der Chilbi kommt der Herbst, so geht die Oltner Wetterregel. Dieses Jahr aber gab es keine Chilbi. Dementsprechend konnte auch der Sommer nicht mit ihr enden. Dafür gab es ein buntes Dach aus Schirmen über der Kirchgasse und kaum waren diese zusammengeklappt und verschenkt, wurde der Himmel grau, brachen die Temperaturen ein.
Grundsätzlich mag ich den Herbst. Die Welt (inklusive mir) kommt nach der Hitze-Lethargie wieder ins Rollen, Projekte gehen vorwärts, Menschen sind wieder erreichbar(er). An der Oltner Parlamentssitzung letzte Woche etwa nahmen grosse Vorhaben wie der Bahnhofplatz oder das Kunstmuseum erste politische Hürden. Bei uns in der Bar sind die Studis zurück beim Feierabendbier und neue Pläne werden geschmiedet – trotz Corona, aus Trotz gegen Corona und der damit einhergehenden Unsicherheit.
Die Zukunft, sie wird bekanntlich nur so gut, wie wir sie machen. Das gilt nicht nur für den Klima-Wandel, gegen den beziehungsweise gegen die Untätigkeit der Politik, letzte Woche der Bundesplatz besetzt wurde. Als ich kürzlich durch Olten spazierte, blickte ich in so viele leere Schaufenster wie nie zuvor. Ob durch, mit oder trotz Corona und den im Frühling überall erklingenden Solidaritäts-Rufen: Auch bei diesem Thema müssen Politik, Immobilienbesitzer und wir alle zusammen nicht nur die, die sich trotz Krise immer noch durchschlagen, stützen, sondern endlich auch neue Ideen unterstützen.
Das Wetter hat umgeschlagen, der Herbst ist da. Jetzt liegt es an uns, dass nicht auch noch das soziale Klima rauer wird. Schauen wir, dass das Zuklappen der Kirchgasse-Schirme nicht plötzlich zu einem ganz anderen Symbol wird. Sonst müssen wir uns dann nicht wundern, wenn die Besetzung des Bundesplatzes nicht die letzte gewesen sein sollte.