Wer ist König?
Der Kunde ist König», besagt das Sprichwort. König? Ha – das war einmal! Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Ich habe zunehmend das Gefühl, dass ich auf die Knie fallen muss, um gut bedient zu werden. Drei Erlebnisse, die mir in der letzten Zeit in Olten widerfahren sind:
Der Schreiner: Wir lassen Glas in unsere alten Holztüren einsetzen. Als die Türen fertig sind, entdecken wir milchige Schlieren, die das Glas verunstalten. Höflich mache ich den Schreiner darauf aufmerksam. Da staucht er mich lautstark zusammen: Ich sei ein undankbarer Kunde, er habe sich solche Mühe gegeben…
Beim Optiker: Meine neue Brille verzerrt die Sicht. Die Optikerin ist ratlos: «Ich finde das Problem nicht.» Als ich erwähne, dass ich die Brille folglich zurückgebe (was mir vertraglich zusteht), fällt die Atmosphäre auf arktische Grade. Der Chef taucht auf. Er grüsst mich nicht und würdigt mich keines Blicks. So steht er daneben, bis die Papiere unterzeichnet sind, ich das Geld eingesteckt habe – und wie ein geprügelter Hund davonschleiche.
Beim Arzt: Auch als Patient ist man Kunde. «Weshalb sind Sie eigentlich hier?», eröffnet der Spezialist den Termin. Rasch wird klar: Mein Leiden hält er für eine Lappalie. Minutenlang muss ich mich rechtfertigen, damit er mich überhaupt untersucht. Als ich die Praxis verlasse, fühle ich mich noch kränker.
Fühlt sich jemand angesprochen? Dann nehmt euch bitte ein Beispiel an denjenigen Oltner Gewerbetreibenden, bei denen der Kunde wirklich noch König ist: Ob Bijouterie, Buchladen, Mode oder Restaurant – in allen Bereichen gibt es vorbildliche Betriebe, wo ich nach jedem Besuch mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gehe.
In diesem Sinn: Ich wünsche allseits frohes Weihnachts-Shopping!