«Weltuntergang»

Weil die Migros jetzt schon wieder Weihnachtssterne aufgehängt hat, möchte ich daran erinnern, dass für den 21. Dez- ember 2012 noch immer der Weltuntergang angesagt ist. Ein unsichtbarer Planet soll lautProphezeiung der Maya auf uns niederstürzen, eventuell wird auch die Sonne mit infernalischem Feuerwind alles irdische Leben verbrennen.

So stand es vor drei Jahren in den Zeitungen, überall konnte man Interviews mit Experten von der NASA und der ETH und den Muotathaler Wetterfröschenlesen. Dann flachte das Interesse ab, weil die Zeitungen ja nicht jahrelang dasselbe schreiben können.

Jetzt dauert’s nur noch 70 Tage bis zum 21. Dezember 2012, und wir alle tun so, als ob nichts wäre. Wir bestellen Heizöl und buchen Skiferien für Februar, und wir freuen uns über die guten Schulnoten unserer Kinder, als ob die nach dem 21. Dezember noch von Bedeutung wären.

Andrerseits, was sollen wir machen? Wer hat die Macht, einen heranrasenden Planeten zu stoppen? Sich gegen das Verrinnen der Zeit zu stemmen?

Nun, gegen die Zeit vermögen wir nichts, aber gegen den Kalender schon. Die Muslime zum Beispiel befinden sich nach ihrer Zeitrechnung erst im Jahr 1433, sie haben also noch 579 Jahre Schonfrist. Zudem sind sie eher patriarchalisch orientiert und werden sich nicht von irgendeiner Maya den Weltuntergang diktieren lassen.

Bevor wir nun aber alle zumIslam übertreten, sollten wirbedenken, dass die Juden sich bereits im 6. Jahrtausend befinden, den 20. Dezember 2012 also längst hinter sich haben. Und weil man über die monotheistischen Religionen keine Witze reissen darf, wollen wir uns nun den Buddhisten zuwenden. Die läuten bald das Jahr 2556 ein und sind also ebenfalls aus dem Schneider.

Und die Maya? Die fangen alle 5128 Jahre neu zu zählen an. Kein Wunder, wissen die immer schon im Voraus, was passieren wird. Wenn man’s genau betrachtet, droht der Weltuntergang eigentlich nur uns Christen. Und das kurz vor Weihnachten. Schöne Aussichten. Alex Capus

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