Was, wenn nicht?
Wie geht`s dir?», fragt sie mich auf dem Weg nach Zürich. «Gut. Viel zu tun», antworte ich nach einem langen Arbeitstag etwas platt, schaue aus dem Zugfenster ins Herbstgrau und begebe mich ins Gedankenkarussell. Was wäre, wenn? Wenn ich Herausforderungen nicht so toll fände? Wenn ich einfach nein sagen würde? Wenn ich nicht so gern täte was ich tue? Hätte ich dann mehr Schlaf, mehr Ruhe, mehr Freizeit? Vermutlich. Würde mich das glücklicher machen? Schwer zu sagen. Was ich weiss: Dass ich sie gern mache, meine Jobs. Dass ich gern ja und selten nein sage und dass mich das jede Nacht Schlaf kostet. Ja sagen macht mir Spass, stellt mich vor neue Herausforderungen, erweitert meinen Horizont. Jeden Tag. Keiner ist wie der Vorherige und der Nächste.
Trotzdem frage ich und andere mich, wie auch jetzt im Zug nach Zürich, manchmal: Warum? Warum verbringst du so viel Zeit im Job? Warum machst du so viel freiwillig? Einige würden sagen: Warum opferst du so viel Zeit? Ich glaube, weil es für mich kein Opfer ist. Ich habe das Glück, und ja, manchmal ist es auch ein Fluch, dass ich gern mache, was ich gelernt habe. Ich wollte nie nur arbeiten, um mir meine zwei Tage Freizeit leisten zu können. Damit einen Grossteil der Woche zur Pflicht, für ein wenig Kür, zu machen. Ich geniesse es, dass mir meine Arbeit Spass macht, vergesse dabei aber schnell, dass auch Spass müde macht und realisiere: Manchmal wäre vielleicht auch ein Nein angebracht. Denn ein Nein gegen etwas, ist manchmal auch ein Ja zu sich selbst. Zu mehr Schlaf, mehr Ruhe im Kopf und ein bisschen mehr Freizeit. Denn die Frage, die ich mir am Ende nicht stellen möchte, ist: Was wäre, wenn nicht?