«Von Mäusen und Hunden»

Kürzlich sass ich im Altstadtcafé und las Zeitung, als der schwarzweisse Altstadtkater Toulouse vorbeistiefelte, der seit ein paar Jahren als König von Olten bekannt ist. Mir schien, dass ihm nun doch das Gewicht der Jahre auf den Schultern zu lasten begann. Wie alt mochte er sein - vierzehn, fünfzehn? Vorne hing ihm das Köpfchen ein bisschen nach Steuerbord, und am Heck lief auch nicht mehr alles so ganz rund. Was will man machen, so ist das Leben. «Il a pris un coup devieux», wie der Franzose sagt. Da kann einer jahrzehntelang jung oder zumindest alterslos bleiben, und dann holt die Zeit - zack ! - an einem Nachmittag an ihm nach, was sie über Jahre versäumt hat. Ich geriet ins Grübeln, mein Kaffee wurde kalt. Da kam ein Jugendfreund von mir mit seinem schwarzen Labrador die Gasse hinunter. Der Hund ist eine Seele von einem Hund, ich liebe ihn sehr. Eigentlich liebe ich alle Hunde. Meine Frau sagt, ich habe nur deswegen keinen Hund, weil ich es nicht ertragen könnte, dass er vor mir stürbe. Vermutlich habe ich deswegen Kinder. Die werden mich doch wohl hoffentlich alle locker überleben. Der schwarze Labrador meines Freundes also sprang schwanzwedelnd an mir hoch und schmiss meinen kalten Kaffee um. Ein bisschen dick geworden war er, und um die Schnauze grau. «Alt geworden, das Vieh», sagte ich. «Sieben», antwortete der Freund. «Ist das alt?» «Für einen Labrador schon», sagte mein Freund. «So ein Hund ist drei Jahre ein junger Hund. Dann ist er drei Jahre ein normaler Hund. Und dann noch drei Jahre ein alter Hund.»

«So ist das also mit Labradoren», sagte ich und tätschelte dem Hund die Brust. Dann schaute ich meinen Jugendfreund an, und er schaute mich an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide über einander dasselbe dachten. Alex Capus

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