Versteinert
Unser Stadtrat reduziert aus Lärmschutzgründen das Tempolimit auf den Strassen um die Altersheime St. Martin und Bornblick. «Endlich!», mögen viele gedacht haben. Der zweite Gedanke galt dann vielleicht der Frage, warum es Jahre und Tausende von Franken benötigt, um ein paar Verkehrsschilder zu ersetzen? Die Antwort darauf ist komplex. Genauer gesagt ist nicht die Antwort kompliziert, sondern das, was einfache Aufträge und Anliegen auslösen. Für eine Temporeduktion – auch wenn von dieser alle profitieren – braucht es Konzepte, Messungen und Gutachten. Und genauso wie man nicht einfach das Tempolimit vor einem Altersheim reduzieren kann, darf man etwa in gewissen Teilen des Schöngrunds keine Solaranlagen bauen oder Sonnenstoren an einem Verkaufsgeschäft anbringen, muss eine Gartenmauer wegen fehlender Quartierüblichkeit abgerissen werden, und die «a.en» kontrolliert, was bereits fachmännisch gebaut und geprüft wurde. Man weiss ja nie – als ob Stromknappheit und Veränderungen des Klimas ein Hirngespinst wären. Jetzt ist es unfair, den schwarzen Peter einfach der Verwaltung zuzuschieben. Wir haben über die Zeit Abläufe, Vorgaben und Prozesse so definiert und durch Gerichte gefestigt, dass die Fähigkeit zu raschem Handeln verloren ging. Der gesunde Menschenverstand kam abhanden. Die Unfähigkeit, handeln zu können, ist kein Oltner Phänomen. Aber als kleines Städtchen könnten wir doch einfach vorangehen, die Leere nach dem Hohler-Jahr 2023 durch das Jahr des gesunden Menschenverstands ersetzen, in Lesungen und Ausstellungen die Bürokratie aufs Korn nehmen und Bund und Kanton als Leuchtturm dienen. Denn als naturhistorisch interessierte Oltnerinnen und Oltner wissen wir um das Schicksal der Dinosaurier. Diese starben wegen ihrer Unfähigkeit zur Anpassung aus und liegen nun abgelagert im Jurakalk zu unseren Füssen.