Vergleichswerte
Vergangene Woche hab ich meinen neuen Job im Konzerthaus KIFF in Aarau angetreten. Neuer Arbeitsweg, neue Aufgaben, neue Abläufe, neue Gesichter, neue Auswahl an Verpflegungsmöglichkeiten über den Mittag. Alles neu macht der Mai.
Werden wir Menschen mit Neuem konfrontiert, halten wir uns unweigerlich an dem fest, was wir kennen – um diese Dinge zu verstehen, ihre Dimensionen, ihren Wert, auch ihre Andersheit fassen und einordnen zu können. Während wir im Coq d’Or die Eiswürfel für die Drinks haben anliefern lassen, werden sie im KIFF von Eismaschinen produziert, die wiederum mindestens doppelt so gross sind wie das Modell in der Schützi, deren Raumhöhe dagegen gefühlt dreimal so hoch ist wie die des KIFF-Saals, in den aber trotzdem gleich viele, nämlich rund 550 Zuschauerinnen und Zuschauer passen.
So streune ich also seit einigen Tagen durch die vor über dreissig Jahren zum Kulturzentrum umfunktionierte Futterfabrik und vergleiche dieses mit jenem, vermutlich auch mal Äpfel mit Birnen – und Aarau mit Olten. Zwei Zentrumsorte im Mittelland, etwa gleich gross und erst noch am selben Fluss gelegen. Trotzdem ist es nicht einfach, aussagekräftige Vergleiche zu machen: Die einen gehen aufs Brügglifeld, die anderen ins Kleinholz. Die einen bauen für über 10 Millionen ihre alte Reithalle zu einer neuen Kulturbühne um, die anderen haben sie schon vor Jahren für Parkplätze abgerissen. Die einen haben während Corona Notfall-Kredite für Kulturschaffende eingerichtet, die anderen Kultur-Organisationen Gelder gekürzt.
Nicht alle Vergleiche sind sinnvoll und nicht auf alles geben sie Antwort. Wo ich nächste Woche mein Mittagessen holen gehen soll, das kann mir ein Vergleich der beiden Städte auch nicht sagen.