Und danach?
Und was machst du danach?» Diese Frage höre ich derzeit oft und verstehe sie gerne falsch. «Nach dem Wahlkampf?», frage ich den Stammgast zurück, den ich auf der Strasse antreffe und der in einer anderen Partei politisiert als ich. «Nach Corona?», frage ich meine Nachbarin und erzähle ihr von meiner Grossmutter im Altersheim, die ihre Urenkelin noch nicht hat persönlich kennenlernen dürfen.
Dabei frage ich mich das natürlich selber, seit klar ist, dass das Coq d’Or Ende Juni schliessen wird. Meist murmle ich was von Kultur, von Kommunikation, dass ich meine Bewerbungsunterlagen ready machen würde, dass eine Anstellung, bei der der Lohn Ende Monat einfach aufs Konto und der Feierabend vor den ersten Sonnenstrahlen komme, doch auch mal schön wäre. Und ertappe mich doch beim Träumen. Mit meiner Tochter auf dem Arm tanze ich zu Rock’n’Roll durchs Wohnzimmer, erstelle im Kopf Budgets und entwerfe Konzepte für Räume, von denen ich noch nicht mal weiss, ob sie überhaupt verfügbar wären – geschweige denn, woher das nötige Geld nehmen.
Doch nicht nur für mich stellt sich die Frage nach dem Danach. Was kommt nach Wahlkampf, nach Corona und nach dem Coq für die junge, laute, abseitige Kultur in Olten? Ich denke an die Zeit zurück, als wir begannen, in den Ausgang zu gehen. Als wir in die eine Bar noch nicht durften, weil zu jung, und in die andere Bar nicht wollten. Als ich Reggae nicht ausstehen konnte und trotzdem in die Schützi ging, weil immerhin etwas. Und wir darum irgendwann begannen, das selber zu organisieren, was uns fehlte.
Was machst du danach? Was kommt danach? Ich bin froh, nur auf die erste der beiden Fragen bald eine Antwort finden zu müssen – und tagträume trotzdem von der zweiten.