Trottoir, Velo, Chuchichäschtli
Et boum c`est le choc!» und «Arthur est un perroquet!». Ich bin mir sicher, wir kennen alle noch die ersten französischen Sätze aus unserem Schulbuch. Und ich war mir, wie die meisten, die im Französischunterricht Vokabeln und konjugieren lernen, sicher, dass ich diese Sätze nie wieder brauchen würde. Frankreich erschien mir in der siebten Klasse unerreichbar, und dass ich mal nach Kanada oder Nordafrika reisen sollte, war in meiner Welt noch unwahrscheinlicher als das Nachbarland zu besuchen.
Und nicht, dass es wirklich diese Sätze waren, die ich plötzlich brauchte, aber zehn Jahre später ärgerte ich mich doch einen Moment über meine Moral im Französischunterricht. Denn mit meinem Umzug in die Schweiz schickte man mich plötzlich aufs Perron oder sagte, man müsse noch schnell das Velo holen, nur um es dann neben mir auf dem Trottoir Richtung Stadt zu schieben.
Und so gab es, während meine Schweizer Freunde Spass daran fanden, mir das obligatorische Chuchichäschtli beizubringen, eigentlich grössere Herausforderungen: Etwas ins Lavabo stellen, dem Kondukteur mein Billett zeigen, ein Depot hinterlassen, das Duvet suchen oder ein Couvert kaufen – das waren echte Stolpersteine.
Dabei liess mich die französische Sprache zwischenzeitlich durchaus kultiviert fühlen. Denn etwas «à discrétion» zu bestellen klingt doch schöner als «all you can eat» essen zu gehen. Und während das Lieblingswort meiner Mutter unterdessen «Pouletflügeli» ist, bereitet es mir hin und wieder Freude, in meinem Umfeld nach dem Artikel für Glace zu fragen.
Ein bisschen traurig bin ich nur noch, weil mir mein französisches Croissant, das ich wiederum aus Deutschland kannte, hier gar nichts brachte. Denn das musste ich mir zugunsten des herzigen Gipfelis, bei dem meine Familie eher an Berggipfel denkt, sogar abgewöhnen.