Steif und starr

Irène Dietschi, Journalistin.
Irène Dietschi, Journalistin.

Kennen Sie dieses Januar-Gefühl? Das dumpfe Empfinden, dass die Zeit stillsteht? Als wären nicht nur Weiher und Bäche, sondern auch die Uhren zugefroren? «Im Januar, im Januar, isch alles stiif und starr», singt Kabarettist Emil in einem seiner berühmten Sketches. Genauso kommt mir alles im Moment vor: steif und starr und unbeweglich. Wie in einem Dornröschenschlaf.
Wobei es ja nicht so ist, dass nichts passierte. Da ist Hilari, der Auftakt der Fasnächtler, bei dem in der Innenstadt gefeiert, geschränzt und Bier getrunken wird. Oder der Wahlkampf, der bereits begonnen hat: An den Stellwänden hängen erste Plakate, und in der Zeitung bringen sich die Kandidatinnen, Kandidaten für den Stadtrat in Stellung. Sie sind für den Beitrag an die Stadtkirche oder gegen zusätzliche Parkplätze oder für eine Fussgängerüberführung vom Hammer zu Olten SüdWest usw. Und da ist natürlich die grosse Politik auf der Weltbühne, die momentan durch einen misogynen Toren dominiert wird, der seit letzten Freitag offizieller Präsident der USA ist. Bei Lichte betrachtet aber sind dies alles Pseudoereignisse, die auf später verweisen. Fasnacht ist im Februar, gewählt wird im März, und ob Olten SüdWest jemals an die Stadt angebunden wird, steht in den Sternen. Auch Trump lässt Olten kalt. Gehen in anderen Städten der Welt Hunderttausende zum Protestieren auf die Strasse, wird selbige vor meinem Fenster eingangs Kirchgasse wieder einmal aufgerissen. Zum dritten Mal in anderthalb Jahren. Der arme Kerl, der die Baustelle überwachen muss, friert sich dabei die Füsse ab.
Auch im Februar ist laut Emils Bauernregel immer noch alles steif und starr. Doch unter der Eisdecke brodelt es.

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