«Singende Bärsche Barsche»

Es ist ja nicht wahr, dass im Sommer hierzulande nichts los ist. Dem «Oltner Tagblatt» vom Dienstag letzter Woche zumBeispiel entnehme ich, dassUnbekannte im solothurnischen Büsserach aus einer unverschlossenen Scheune 350 Poker-Chips, einen singenden Barsch und vier Teppichmesser entwendet hätten; dies, nachdem sie bei einem Pneukran eine Seitenscheibe eingeschlagen, einen Robidog-Kasten umgedrückt und zwei Briefkästen demoliert hätten.

An dieser Meldung verstehe ich fast alles: Die 350 Poker-Chips und die Teppichmesser, ebenso die demolierten Brief- und Robidog-Kästen und auch die Übeltäter - jawohl, auch die Übeltäter. Denn wer, Hand aufs Herz, könnte das Vergnügen nicht nachfühlen, das ein Jüngling beim Umdrücken eines ollenRobidog-Kastens empfindet?

Ein grosses Rätsel aber enthält die Meldung doch: den singenden Barsch. Will man der Kantonspolizei Solothurn glauben, gibt es in Büsserach BärscheBarsche, die in Scheunen trockenen Fusses dem Gesange frönen. Ich gestehe, dass ich nichterstaunter gewesen wäre, wenn die Polizei von vier Polka tanzenden Teppichmessern berichtet hätte, die «Froh zu sein, bedarfes wenig» schmetterten.

Dem Arm des Gesetzes wird es kaum schwer fallen, die Urheber der Vandalenakte zu ermitteln; denn die Lebenserfahrung lehrt uns, dass solche Untaten fast immer von 16- bis 20-jährigen männlichen Geschlechts begangen werden, die zu zweit oder zu dritt unterwegs sind und ganz in der Nähe des Tatorts noch bei den Eltern wohnen.

Sollten sich die Ermittlungen aber hinziehen, empfehle ich eins: Alle mal still sein. Dann wird man den singenden Barsch doch wohl hören können.

Ein Blick ins Internet lehrt uns übrigens, dass singende Bärsche Barsche kein einheimisches Liedgut beherrschen, dafür aber batteriebetrieben «Don’t worry, be happy» singen, wahlweise auch «I will survive» oder «Take me to the river». Dazu bewegen sie synchron die Lippen und schlagen rhythmisch mit der Schwanzflosse. Sie sind 28cm lang und kosten 29 Euro/Stück.

Alex Capus

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