«Sex ab 100 Franken!»…

....heisst es in grossen Lettern weiss auf Rot an einem Haus am Stadtrand, wenn man von Süden her nach Olten kommt. Alsobitte, muss das denn sein? Wir sind doch hier nicht im Internet.

Nicht dass das erwähnte Hausetwas Besonderes wäre. Auch bei der Anfahrt von Osten, Westen oder Norden her kommt man an Puffs und Bordellen vorbei, ob man will oder nicht. Und diskret ist keins von ihnen.

Das war früher nicht so. Natürlich gab’s das älteste Gewerbe und seine Kundschaft schon immer. Aber früher war es verschämter, und es gab noch nicht so viel davon. Früher haben sich die älteren Herren noch geschämt, dass sie ins Puff gingen, sie prahlten nicht damit. Und die jungen Männer zogen nichtrudelweise grölend mit der Bierbüchse in der Hand durch die rot beleuchteten Häuser. Es war noch nicht normal, dass kultivierte Herren ihren Bildungs-urlaub nach Barcelona gemeinsam im Bordell ausklingen liessen. Und die Oltner Huren waren noch keine 18-jährigen Roma-Mädchen, sondern einheimische Weibsbilder gestandenen Alters.

Für meinen Geschmack ist das alles zu normal geworden. Ich finde, für gewisse Dinge sollte der Mensch sich wenigstens ein bisschen schämen, wenn er sie schon nicht lassen kann. Deshalb sollte Prostitution wieder verboten sein. Nicht streng verboten, nur so ein bisschen, damit klar ist, dass sich das nicht gehört. Und zwar nicht die Dienstleistung, sondern ihre Inanspruchnahme.

Dann würden die Herren es sich zweimal überlegen, ob sie ihre Heldentaten aus den Thailand-Ferien wirklich am Biertisch zum Besten geben sollen. Und ob es in Ordnung ist, wenn sie einerseits die Internierung aller Roma in Straflagern fordern und dann mit ihrem Subaru in die Industriestrasse fahren, um sich einRoma-Mädchen zu kaufen. Wo die doch so billig zu haben sind.

Alex Capus

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