«Schwarzgurt-Eidgenossen»

Ich bin’s schon wieder, leider hat sich auf meine Einladung von letzter Woche kein reinrassig schweizerischer Eidgenosse mit Inländervorrang bereit erklärt, diese Kolumne an meiner Statt zu schreiben. Darum mache ich’s jetzt nochmal, falls niemand was dagegen hat.

Ein bisschen zu denken geben sollte uns aber schon, dass für gewisse Arbeiten kein voll helvetischer Eidgenosse zu finden ist. Denn welche Funktion kann der Inländervorrang haben, wenn kein Inländer diesen Vorrang in Anspruch nimmt?

Beim Kolumnenschreiben ist das ja egal, da geht’s nicht ans Lebendige. Aber was, wenn wegen der Ausländer-Kontingente in den Krankenhäusern nicht mehr genug Personal vorhanden ist? Und auf den Baustellen? Und bei den Putzinstituten? Müsste man dann nicht die Eidgenossen verfassungsmässig mittels Mindest-Kontingentenverpflichten, in die Bresche zu springen?

Es versteht sich von selbst, dass dieser Vorschlag nicht ernstgemeint ist. Man sollte keinen Schweizerbürger zu einer Arbeit zwingen, die er nicht verrichten möchte, Zwangsmassnahmengegen die eigene Bevölkerung sind in eines liberalen Staates unwürdig. Zudem ist es hierzulande guter Brauch, dass für gewisse unangenehme Arbeiten Immigrantenverpflichtet werden.

Wie soll’s also weitergehen? Nichtstun ist keine Option. Das Volk hat am 9. Februar mit 50,3 Prozent Ja gesagt zur Initiative der SVP, sie ist geistesgetreu umzusetzen. Zu diesem Zweck sollte man sich, someine ich, an der Partei orientieren, die sich ihrem Selbstverständnis nach aus lauter Schwarzgurt-Eidgenossen zusammensetzt.

Eine Lösung könnte darin bestehen, dass ausländische SVP-Mitglieder als Quasi-Schweizer gewertet und von der Kontingents- regelung ausgenommen werden. Einwanderungswillige müssten nur den Parteibeitrag bezahlen, das SVP-Parteibuch wäre quasi eine Green Card. Der Konflikt mit der EU wäre gelöst, die Personenfreizügigkeit bliebe für alle EU-Bürger mit SVP-Ausweis bestehen.

Das wäre ein guteidgenössischer Kompromiss. Und ein Modell für Europa, das bekanntlich von uns noch viel lernen kann.

Alex Capus

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