Schoggiläbe

Finja Basan, Wahloltnerin und Kommunikationsmitarbeiterin.
Finja Basan, Wahloltnerin und Kommunikationsmitarbeiterin.

2020 regnete es in Olten Schoggi. Man berichtete in den Niederlanden, in Grossbritannien, in Italien. Und auch in meiner Heimat blieb die Geschichte, die vor allem das Ausland interessiert, kein Geheimnis. Mein Handy leuchtet auf. Im Familien-Chat erscheint ein weiteres Foto. «Wer weiss denn sowas?» stellt dem Schoggiregen gerade im Quiz ein fahrradfahrendes Holstein-Rind und Ex-Stapi Martin Wey als Schönheitskönig gegenüber. Beides ergibt ein lustiges Bild, aber die Schoggistory eignet sich dann wohl doch besser für eine virale Geschichte über einen kleinen Schweizer Ort.

Oh, du liebes Klischee, denke ich. Dabei gibt es tatsächlich Klischees, die der Realität entsprechen. Nett seid ihr nämlich. «Ist der Platz noch frei?» lautet die Frage im Zug, bevor man sich dazu setzt. Dabei ist er offensichtlich frei, es sitzt ja niemand drauf. Selten hat jemand mit einem Nein auf diese rhetorische Frage geantwortet. Eine Frage, die ich anfangs belächelt habe. Herzig, dieses Land. Doch mittlerweile glaube ich sie verstanden zu haben. Diese kleine Frage ersetzt ein Hallo, man macht sich kurz bekannt, bevor man sich Minuten bis Stunden in der Komfortzone des anderen aufhält.

«Ade mitenand, schöne Tag no», schallt es letztens durch die Lautsprecher des Busses, mit dem ich auch an der Schokoladenfabrik vorbeifahre, die uns den Schoggiregen bescherte. Eine kleine Geste, die hier Alltag ist. In Hamburg wurden die Lautsprecher meist nur für eine harsche Ermahnung genutzt, doch bitte die Türen freizuhalten, damit es endlich weitergehen kann. Und in den zum Feierabend überfüllten Bussen ist das Türenfreihalten ein echtes Talent.

Und während bei der nächsten Türöffnung der Schoggiduft in meine Nase kriecht, denke ich, dass es doch auch schön ist, dass Olten international für einen Schoggiregen bekannt ist, als einfach nur dafür, hässlich zu sein. Also: Ade mitenand und bes gli.

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