Reiselust
In den letzten Tagen bin ich viel herumgekommen. Zuerst gings ins Tirol, dann nach Kärnten und Wien, und schliesslich sogar rund um die Welt. Wie wohltuend ist es doch, von Zeit zu Zeit den gewohnten Alltagstrott zu durchbrechen und zu neuen Horizonten aufzubrechen! Reisen inspiriert und bildet. Einige unter Ihnen greifen sich jetzt entsetzt an den Kopf: Wie kann man in Zeiten des Klimawandels so unnötig in der Weltgeschichte rumdüsen, warum erlaubt sich ein Parteipräsident, in der heissen Phase des Wahlkampfs zu verreisen, und überhaupt, was haben denn Oltner in der grossen weiten Welt verloren? Richtig! Wir Bewohner des lebendigsten Städtchens am Jurasüdfuss müssen nicht wirklich verreisen, um Grossartiges zu erleben. Es reicht schon, am letzten Freitag im Stadttheater gewesen zu sein und sich vom österreichischen Puppenspieler Nikolaus Habjan und seiner Tiroler Musicbanda Franui in die unvergessliche, schaurig schöne Welt von Georg Kreisler und seinem Wien entführen zu lassen. Oder am Sonntagabend zusammen mit dem St. Mauritiuschor in Trimbach und dem wunderbaren A-Cappella-Quintett Singer Pur gemeinsam auf eine berührende Weltreise zu gehen: von Bayern über Spanien nach Russland, die USA bis nach Namibia und Südafrika unter höchst kundiger Reisebegleitung aus dem südlichen Afrika. Und wird einem diese kulturelle Vielfalt etwas gar viel, geht’s halt noch auf ein Bratwürstchen und ein Bier in trauter Runde an die MIO oder zum Hohlerschen 42-Stunden-Lesemarathon. Ja, wir Oltnerinnen und Oltner leben in der besten aller Welten. Vertrautes und Inspirierendes in unglaublicher Vielfalt machen Reisen praktisch unnötig. Dazu kommt, dass virtuelle Reisen in und um Olten höchst klimafreundlich sind. So können wir frohgemut, von Flugscham befreit, an der MIO noch ein zweites Bierchen trinken, anstatt unser Erspartes in deutsche Wälder zu investieren zwecks Kompensation des schlechten Gewissens.