Prost und Adieu

Jacqueline Straub, Journalistin, Theologin und Buchautorin.
Jacqueline Straub, Journalistin, Theologin und Buchautorin.

Ich bin traurig, wirklich sehr traurig. Denn das Kapuzinerkloster wird aufgelöst. Ich musste einen Moment innehalten, als ich das Ende Januar erfahren habe. Für mich waren bis zu diesen Zeitpunkt die Kapuziner nicht von Olten wegzudenken. Und nun werden sie nach Ostern 2024 wegziehen.

Das Kapuzinerkloster in Olten hat eine lange Tradition. 1646 wurde es gegründet. In den 1920er-Jahren war es «Drehscheibe» der Mission. Von dort reisten Kapuzinermissionare in die ferne Welt. Nun wird dieser Basisort nach fast 400 Jahren aufgegeben.

Überalterung und Personalmangel sind die Gründe für das Weggehen der Kapuziner. Denn das Durchschnittsalter der Kapuziner in Olten beträgt 84 Jahre.

Ich bin froh, dass die Mitbrüder noch bis Ende 2023 im seelsorgerlichen Dienst der Pfarreien präsent sein werden. Sie werden aber eine Lücke hinterlassen. Ich kann mich noch an einen Gottesdienst mit Pater Crispin Rohrer erinnern. Mit seiner fröhlichen Art – trotz stolzen Alters – steckte er alle an. Ich glaube, jeder Gottesdienstbesucher strahlte danach. Noch Wochen später schwärmte ich von dieser Messe.

«Wir lassen einen Ort zurück, der uns wertvoll und lieb geworden ist», sagte mir Bruder Josef Bründler kürzlich. Den Kapuzinern liegt Olten am Herzen. Dennoch wird ihr Leben weitergehen – einfach an einem anderen Ort. Die Reaktion der Mitbrüder auf den Entscheid der Klosterschliessung finde ich sehr sympathisch: Sie haben gemeinsam Whisky getrunken. Sie lassen sich nicht entmutigen. «Wir haben gefeiert, dass nun etwas Neues kommt», berichtete mir Bruder Josef Bründler am Telefon.

Ich stosse an auf die Kapuziner und auf das, was sie aus Olten in all den Jahren gemacht haben. Olten ohne die Kapuziner wird anders. Sie werden mir fehlen.

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