Preisverdächtig

Stefan Nünlist, Leiter Unternehmenskommunikation und Politiker.
         
         
            
               (Bild: Dominik Hetzer)
Stefan Nünlist, Leiter Unternehmenskommunikation und Politiker. (Bild: Dominik Hetzer)

Einen Preis zu erhalten, bereitet Freude und zeigt, wo man steht. Eine besondere Auszeichnung ist der Wakkerpreis. Der Schweizer Heimatschutz ehrt damit Gemeinden für beispielhaften Ortsbildschutz. Anstrengungen für den Erhalt historisch gewachsener Ortskerne und Altstädte werden ebenso gewürdigt wie die Aufwertung und Weiterentwicklung der Ortsbilder. Preisträger dieses seit 1972 verliehenen Oskars des Heimatschutzes sind Städte wie Aarau, Solothurn, Biel und GRENCHEN. Wie bitte? Ja, richtig gelesen! Olten wurde bis anhin schnöd übergangen. Trotz Millioneninvestitionen in Verkehrsberuhigungen und Strassensperren, hochgeschützter Altstadt, Ortsbildschutz, Stadtarchitekten und parallel zur Baukommission akribisch waltender Altstadtkommission. Wir Oltnerinnen und Oltner unterziehen uns freiwillig einem byzantinisch anmutendem Regime und werden dafür nicht einmal gelobt.

So spaziere ich grübelnd durch unser Städtchen, schaue mir die Fundamente der abgerissenen Arbeiterhäuschen an der Ziegelfeldstrasse an, die Baustelle vor dem Usego-Gebäude, gehe über die Citykreuzung, vorbei an der Swisscom im Hardfeld, hoch zur vom Rückbau bedrohten Steinmauer in der Hardegg, zurück durch die Winkelpassage und die leere Altstadt zum Stadthaus. Eigentlich sind, so sinniere ich, nicht erhaltene Preise fast kostbarer als erhaltene. Denn sie laden dazu ein, sein Tun kritisch zu hinterfragen. Wie stehts denn mit den gesetzten Prioritäten, der Verhältnismässigkeit der gefällten Entscheide, wie weit sind teergetränkte Eisenbahnschwellen Wakkerpreis-verdächtig, oder wäre eine Busse wegen unterlassenem Baugesuch im Einzelfall angemessener als eine Rückbauverfügung? Ich schaue an die schwarzen Fenster der Oltner Stadtverwaltung. Erleuchtung scheint mir da so weit weg wie der Wakkerpreis für unser Städtchen.

Weitere Artikel zu «Kolumne», die sie interessieren könnten

Kolumne28.02.2024

Oltner Hundeleben

Die Oltnerin Cathrine Müller hat herausgefunden, dass der Kanton über Jahre zu Unrecht Hundegebühren eingezogen hat. Seit das Verwaltungsgericht der…

Kolumne21.02.2024

Schön wars

Etwas durcheinander, weil diese Mail über das Aus des Stadtanzeigers so unerwartet kam, schliesse ich das Fenster meines digitalen Posteingangs. Ich greife zum…

Kolumne14.02.2024

Winterfreuden

Diesen Winter leben wir im Sparmodus. Nachdem wir unser Haus umgebaut haben, muss zuerst wieder Geld hereinkommen, bevor wir es ausgeben können. Konkret heisst…