«Pferde reiten»

Mein Nachbar Urs fragt mich gelegentlich, wiesoich nicht mal etwas über mich selber schreibe und ihn für eine Weile in Ruhe lasse. Dann antworte ich, dass ich das nicht machen kann, weil es gegen ein eisernesGesetz des Showbusiness verstossen würde. Zauberer verraten ihre Tricks nicht. Striptease-Tänzerinnen zeigen sich nicht in Zivil dem Publikum.Politiker geben niemals einen Fehler zu. Und Zeitungsschreiber schreiben nicht über sich selber. Das würde sich einfach nicht gehören. Und würde auch keinen interessieren.

Dass es Frühling wird im Städtchen, merkt man daran, dass es manchenorts nach Pferden duftet. Zwar gibt es in Olten längst keine Pferde mehr. Aber zur Zeit verkaufen Migros und Coop mit Pferdeäpfeln gedüngteGeranien. Das duftet herrlich,meilenweit.

Das letzte mir bekannte werktätige Pferd in Olten war der brave Gauldes Feldschlösschen-Bierdepots, der seine Runde von Gasthof zu Gasthof auswendig kannte. Und dann gab es bis vor ein paar Jahren noch die Pferdesportpferde in der Reithalle, bis die Stadtregierung deren Abbruchbeschloss, um Platz zu schaffen.Platz für noch mehr Autoparkplätze.

In diesem Zusammenhang hat mich heute auf dem guten alten Postweg die Erinnerung einer Leserin erreicht, wonach die Stadtpolizei Mitte des letzten Jahrhunderts in einem alten Wohnhaus an der Frohburgstrasse untergebracht war, wo später EPA und C&A gebaut wurden, die unterdessen beide auch schon wieder verschwunden sind. Damals hatte die Stadtpolizei Olten noch keine Autos, nur ein paar Velos und einen Töff. Aber nicht jeder Stadtpolizist hatte den Führerschein. Und als dann das erste Polizeiauto angeschafft wurde, gab es ein grosses Geschrei im Städtchen. Mancher meinte, die solltengescheiter erst Töff fahren lernen.

Und heute, da die Stadtpolizisten mit ihren Geländewagen ständig im Stau stehen, fragt sich mancher, ob die nicht gescheiter wieder Velo fahren würden. Oder Pferde reiten. Alex Capus

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