Perspektivenwechsel

Ich will weg. Einfach mal weg, das braucht es hin und wieder und liegt auch nicht am Wetter und schon gar nicht an Olten. Auch New Yorker wollen mal weg, auch Zürcher wollen mal weg und Zermatter und Luzerner ebenso. Tapeten-, Strassen-, Aussichtswechsel zum Jahreswechsel. Auch mein Kumpel David wollte anfang dieses Jahres einfach mal weg, aber so richtig, ein paar Monate, als Zäsur. Doch wusste er nicht wohin und lässt es jetzt bleiben. Dafür zieht er nun weg, nach Zürich. Auf Facebook kann man seine Wohnung anschauen. Beziehungsweise ihre Wohnung, denn vier Freunde lebten dort zusammen. Keiner der vier stammt ursprünglich aus Olten. Drei kamen aus dem Aargau, aus Gränichen, Zofingen, Aarburg, einer aus einem kleinen Dorf im Emmental. Sie entschieden sich für Olten, weils praktisch war. Und blieben. Olten wurde ihr Zuhause, so sehr sogar, dass sie sich irgendwann ihre Hausnummer tätowieren liessen und so sehr sogar, dass der eine jetzt in die Lokalpolitik geht. Nach dem Jahreswechsel der Regimewechsel? Wahljahr 2017 in Olten. Doch das kann noch warten. Zuerst mal weg, ich zumindest. Nicht grad umziehen, sondern einfach schnell woanders sein, was anderes sehen. Kurz den Blickwinkel wechseln, wortwörtlich. Doch wohin? Manche suchen sich die abgeschiedene Idylle, andere die Zentren der Welt. Ich hab ein Faible für Hafenstädte. Zuerst stand Genua auf dem Plan, dann Porto, Le Havre, Triest, am Ende Marseille. Keine Metropole im Hochglanz-Reiseprospekt-Sinn, dafür Anschluss an die grosse, weite Welt. Wo sich Leute aus allen Himmelsrichtungen in Kneipen treffen. Wo Geschichten beginnen oder enden. So wie in Olten halt. Nur woanders. Nur mit Meerblick.