«Pandora»

Du lieber Himmel! Seit ich an dieser Stelle eine kleine Liste verschwiegener Oltner Skandale erstellte, bietet sich mir das Städtchen als ein einziger Sündenpfuhl dar. Die Leute halten mich auf der Strasse am Ellbogen fest und flüstern mir ins Ohr, was ich auch noch schreiben soll - eine einzige Büchse der Pandora.

Wie kann das Verkaufsgeschäft xy so viele Jahre bestehen, obwohl es kaum Kundschaft hat?, fragt mich pfiffig eine Dame mit Hündchen. Antwort: Weil der Besitzer einelukrative Indoor-Marihuanaplan-tage betreibt und den Laden nur braucht, um seine Gewinne beim Steueramt zu erklären.

Verstehe, sage ich.

Weshalb gehen so viele Imbiss-buden auf und wieder zu, auf und wieder zu?, fragt mich auf demWochenmarkt ein pensionierter Lehrer. Weil jede HandänderungGelegenheit bietet, Mafiageld zuwaschen. Das Geld geht durch die Dönerbuden, danach wird’s legal in Immobilien investiert.

Verstehe ich jetzt nicht recht, sage ich.

Wieso verbringt der YZ jeden Sommer im Tessin? Weil er dort eine Hanfplantage betreibt. Sein Verkaufsladen an der Dingsstrasse ist nur….

Den Trick kenne ich schon, sage ich, danke für den Hinweis.

Wieso haben diese und jene Stadtväter die Privatisierung der städtischen Werke vorangetrieben? Um sichim Pensionsalter als deren Verwaltungsräte eine goldene Nase zuverdienen.

Danke, sage ich. Wird oft erzählt.

Dann soll ich auch schreiben, dass die städtischen Angestellten P, K und R städtische Immobilien zu unverschämt niedrigen Preisen hätten kaufen dürfen, und dass eine hoch angesehene Bürgersfrau das Nachtlager mit mindestens drei Herren teile, die nichts voneinander wüssten. Zudem sei jener Anwalt mit der Russenmafia verbandelt und hinter jedem zweiten Hausbrand stecke Versicherungsbetrug.

So geht das weiter, Tag für Tag.Verdammte Büchse, ich krieg’ denDeckel nicht mehr drauf.Alex Capus

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