«Olten, Ticino»
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Kürzlich sassen meine Nachbarn und ich beim Wurstbraten auf dem Kiesplatz.
«Habt Ihr gelesen, dass Baselland und Basel-Stadt fusionieren wollen?», fragte Urs.
«Wenn die das schaffen, muss man die solothurnischen Gebiete nördlich des Jura dazugeben», sagte mein anderer Nachbar, der ebenfalls Urs heisst.
«Dann muss Solothurn aber auch die Bezirke westlich von Oensingen an Bern abtreten», sagte Urs. «Und von Winznau an ostwärts wird alles dem Aargau zugeschlagen.»
Wir schwiegen eine Weile und schauten in die Glut.
«Was machen wir mit dem Gäu?» fragte ich.
«Das kommt auch zu Bern», sagte Urs.
Wir schwiegen aufs Neue.
«Nur über meine Leiche kommtOlten in den Aargau», sagte schliesslich Urs. «Ich will keinAargauer werden, bei allemRespekt.»
«Es wäre doch aber die einzige vernünftige Lösung», gab ich zu bedenken. «Wollt Ihr etwa nach Bern? Oder ins Baselland?»
«Vielleicht sollten wir die Luzerner fragen, ob die uns nehmen.»
«Ein Freistaat Olten kommt jedenfalls nicht in Frage», sagte Urs.«Isolationismus führt zu nichts in einer globalisierten Welt.»
Ich entkorkte den Wein, jeder griff reihum zur Zange undwendete seine Wurst.
«Ich wünsche mir für Olten nur das Beste und Schönste», nahm Urs den Faden wieder auf. «Und der schönste Landesteil der Schweiz ist fraglos das Tessin.»
Darauf stiessen wir an. Wir waren uns einig, dass Olten als Tessiner Exklave einer glänzenden Zukunft entgegen sähe. Jeder Oltner Einwohner hätte auf einen Schlag eine Wohnung im Tessin oder sogar ein Haus, und in den Ferien könnten wir einfach alle zu Hause bleiben. Wir würden Italienisch lernen, im Bellenzer Kantonsparlament aber konsequent Deutsch sprechen. Und wir würden uns ständig als benachteiligte Minderheit gebärden und Geld verlangen.
So umstanden wir Drei den Grill noch bis spät in die Nacht. Bevor wir auseinandergingen, erhoben wir die Hand und schworen, dass wir am Tag, an dem Basel-Stadt und Baselland zusammenfinden, nach Bellinzona fahren und ein Aufnahmegesuch deponierenwürden. Alex Capus