«Olten all inclusive»

Die globale Erderwärmung ist gewiss ein ernstes Phänomen, aber in Olten doch eine feine Sache. Vorgestern Nachmittag zum Beispiel, am zweitletzten Samstag imOktober, habe ich im Schatten des Pontonierhauses die Badehose angezogen, bin barfuss der Aare entlang durchs raschelnde Herbstlaub hinauf zum Chessiloch spaziert und hinunter geschwommen.

Ein bisschen kühl war’s schon, aber nicht sehr. Die Aare ist bekanntlich in Olten immer ein bisschen wärmer als flussaufwärts, das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Über die Wassertemperatur in Solothurn lässt sich keine Aussage machen, weil die Aare dort kein Fluss ist, sondern ein See. Aber in Bern ist sie ein Gletscherbach und selbst im August nicht wärmer als bei uns im Oktober. Unangenehm für uns Oltner ist nur, dass dieBerner immer schon vor uns im Wasser waren. Wir müssen uns damit abfinden, auf absehbare Zeit ist das nicht zu ändern.Hygienisch ist es ja unbedenklich, das ist mehr so eine Kopf-sache.

Bemerkenswert ist, dass in Bern das Aareschwimmen trotz Eiseskälte beliebt ist wie nirgendwo sonst. Das eröffnet touristische Perspektiven. Wenn die Berner im August gern Aareschwimmen, halten sie das im Oktober inOlten noch lange aus. Falls der Klimawandel anhält, sollte man das Strandbad bis Ende November offen halten, Olten Tourismus müsste Pauschal-Arrangements für Berner Wasserratten anbieten. Olten all inclusive, wer einen rotgelbschwarzen Bändel am Handgelenk trägt, darf mit seiner nassen Badehose und seinen Flipflop umsonst ins «Tropicana» und bekommt gratisMojito. Und der Eintritt zumEishockeymatch ist frei.

Ich gehe davon aus, dass man von Dezember bis März doch Winterpause machen würde, falls sich nicht ein Kundensegment aus Thun und Interlaken aufdrängt. Aber im April und Mai wäre dann wieder Saison. Die Oltner Hotellerie und Gastronomie sollte sich darauf einstellen.

Ich fürchte, es nimmt mich wieder mal keiner ernst. Aber die Zeit wird mir Recht geben.

Alex Capus

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