Next Generation
Kürzlich am Standortgespräch unseres jüngeren Sohnes, 1. Klasse im Bifang. Der Lehrer sagt zu ihm: «Weisst du, was ich mir von dir wünsche?» Unser Sohn zuckt die Schultern. «Dass du am Morgen nicht gleich fragst: ‹Was machen wir heute?› – sondern dass du zuerst Hallo oder Grüezi sagst…»
Unser älterer Sohn grüsst zwar ab und zu, hingegen kann er Ende 3. Klasse immer noch nicht richtig siezen. Als ich einst die Lehrerin darauf ansprach, meinte sie: «Dafür sind wir Lehrpersonen nicht primär verantwortlich. Da müssen Sie als Eltern schon helfen.» Sie hat natürlich recht. Nur: Ich versuche meinem Sohn seit Jahren beizubringen, dass man Erwachsene siezt. Solange es seine Kollegen nicht tun und es sonst niemand verlangt, ist es ihm egal…
Auch bei Tisch fehlt es unseren Kindern an Manieren: Sie schlingen die ersten Bissen hinunter, wenn wir noch am Schöpfen sind, sie schmatzen und sie rülpsen. Dies, obwohl wir sie täglich mahnen.
Ist das alles schlimm? Nicht wirklich. Doch ich wage zu behaupten: Hier wächst eine Generation heran, die sich um Anstand und Manieren foutiert. Der Respekt gegenüber Autoritäten – seien es Lehrpersonen oder Eltern – fehlt. Wie wird diese Generation damit umgehen, wenn sie später auf einen strengen Chef oder eine strenge Chefin trifft?
Nun muss man selbstverständlich aufpassen: Bereits unsere Grosseltern blickten pessimistisch auf die nächste Generation. Dasselbe taten unsere Eltern. Trotzdem sind wir ganz ordentlich herausgekommen, oder?
Deshalb will ich in dieser Zeit, die schon von genug Unsicherheit und Angst geprägt ist, zuversichtlich sein: Die nächste Generation kann vielleicht nicht grüssen oder siezen. Und sie wird ganz anders leben als wir. Doch sie wird es packen – auf ihre eigene Art!
