«News von Toulouse»
Kürzlich zupfte mein kleinster Krabbelsohn am Kabel meines Laptops, worauf es zu Boden fiel und kaputt ging. Na gut, dachte ich mir, gehe ich halt zum Verkäufer meines Vertrauens - das ist der Hess im Interdiscount, er ist der Beste - und kaufe ein neues. Als ich aus dem Haus ging, nahm ich einenKarton mit zwanzig signierten Büchern mit, die ein Bekannter bei mir bestellt hatte. Und weil im Interdiscount ein zweiterKarton mit einem neuen Laptop dazu kommen würde, kuppelte ich den Anhänger ans Velound fuhr los.
Im Interdiscount hatte der Hess grad dienstfrei - der Hess ist einfach der Hess, niemand weiss, ob er einen Vornamen hat - also verschob ich den Laptop-Kauf und ging in die Altstadt, um einen Kaffee vor dem «Grogg» zu trinken. Da kam Altstadtkater Toulouse daher, den ich vor fünf Jahren in einem Büchlein verewigt habe. Mir schien, dass er ein wenig gealtert war, am Bauch hängt das Fell jetzt runter; in einem Katzenleben zählen die Jahre siebenfach. Er stolzierte an mir vorbei und beschnupperte meinVelo, das ich in etwa zehn Metern Entfernung abgestellt hatte, dann sprang er auf den Anhänger und schnupperte am Bücherkarton. Moment, dachte ich, der Kerl wird sich doch jetzt aber wohl unterstehen… Ich erwog, hinzurennen und ihn zu verscheuchen, aber da war es zu spät: Toulouse, der König vonOlten, der seinen Ruhm einzig und allein mir verdankt, schob sich mit hoch aufgerichtetem Schwanz rückwärts an den Karton mit den zwanzig Büchern und schoss mit zitterndem Hintern einen kleinen, scharfen und gut gezielten Strahl ab.
Ich weiss, das wird mir kein Mensch glauben, ich sollte das nicht aufschreiben. Aber ich schwöre, es ist die reine Wahrheit. Gott ist mein Zeuge, die Kellnerin im «Grogg» vielleicht auch. Alex Capus
