Neujahrsvorsätze

Jacqueline Straub, Journalistin, Theologin und Buchautorin.
Jacqueline Straub, Journalistin, Theologin und Buchautorin.

Das neue Jahr ist bereits wieder zweieinhalb Wochen alt. «Gutes neues Jahr» wird vielleicht noch den Kollegen und Kolleginnen, die erst jetzt aus den Ferien zurückkommen, gewünscht. Ansonst sind wir wieder mitten im Alltagstrott. Zumindest geht es mir so. Das Funkeln vom Weihnachtsbaum ist genauso wieder weit weg wie das Leuchten der Wunderkerzen am Silvesterabend. Diese Zeit hat etwas Magisches, etwas Leichtes, mit einer Prise Hoffnung. Hoffen, dass im kommenden Jahr viele gute Momente auf uns warten. Und auch, dass wir all das umsetzen können, was auf unserer Vorsatz-Liste steht.

Ich wage zu sagen, dass einige Vorsätze für 2023 nach zweieinhalb Wochen im neuen Jahr bereits beiseitegelegt wurden. Das ist vollkommen in Ordnung. Denn Vorsätze sind zwar gut gemeint. Die meisten tun unserem Körper und unserer Seele gut, indem wir mehr Sport machen oder gesünder essen. Doch Vorsätze erzeugen auch Druck. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche und einem intensiven Wochenende mit Freunden und Familie wollen manche nur noch aufs Sofa liegen. Doch dann fällt einem ein, dass man sich vorgenommen hat, mindestens einmal in der Woche eine grosse Runde durch Olten zu joggen. Wer stattdessen eine Netflix-Serie anschaut, den plagt das schlechte Gewissen.

Viele Jahre habe ich mir eine lange Liste gemacht, was ich mir fürs neue Jahr vornehme. Das wenigstes habe ich einhalten können. Das hat mich gefrustet und gestresst. Darum habe ich mir vorgenommen, mir nichts mehr vorzunehmen. Ich gebe zu, einen kleinen Vorsatz habe ich dennoch seit Jahren: Das geniessen, was da ist. Und viele schöne Momente schaffen, die mein Herz lange erfreuen. Vor allem möchte ich dankbar sein für all das, was ich erreiche. Das dürfen auch ganz kleine Erfolge sein. Etwa statt zu joggen einen Film zu schauen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.

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