«Nachbarschaft»
Vor zwei Wochen war ein Filmteam in Olten, um über Olten zu berichten. Mein Olten wollten sie sehen und so begrüsste ich sie am Bahnhof, ging mit ihnen zum Springbrunnen und zeigte mit dem Finger über die Aare auf die Altstadt. Ich mag die Kirchgasse mit dem Kunstmuseum, die Alte Brücke und ich mag die Schützenmatte, wo das Coq-Team an jenemWochenende tapfer am Street Soccer Turnier verlor. Doch mein Olten, das ist die Tannwaldstrasse.
Zuerst zu Pedro und Tinu ins Flügelrad. Dann in die Rosengasse, wo mit dem Segen der Regierung nicht nur Häuser, sondern Stadtgeschichte abgerissen wird. Dann in den Winkel, in den Outsider-Shop Platten kaufen, ins Galicia zu Alex Capus Billard spielen und Drei-Tannen-Bier trinken. Dann zum Abendessen ins Gleis 13.
Das Gleis 13: Während am Stammtisch über Gott und die Welt diskutiert wurde, berieten an diesem Abend die Grünen ihre Strategie für die Wahlen im Sääli. Wer die wichtigeren Dinge besprach, wage ich nicht zubestimmen, doch spielt das auch keine Rolle. Im Gleis 13 sind alle willkommen, auch langhaarige Rocker von Übersee. Solche bringe ich nämlich manchmal zum Essen dorthin. Dann bestelle ich für sie, da sie die Speisekarte nicht verstehen. Ich bestelle Hörnli und Ghackets, Appenzeller-Rösti, Wurstsalat. Und wenn Margrith Hochenwarter kommt und fragt, ob alles gut ist, dann verstehen sie das auch nicht wirklich, aber eben doch und recken mit vollem Mund den Daumen in die Höhe.
Dass ich das Filmteam später des Nachts noch ins Coq führte, versteht sich von selbst. Collie Herb feierte eine ausverkaufte Plattentaufe. Das passte nicht allen. Die Polizei kam. Natürlich gibt es auch andere Nachbarn.
