«Mein neuer Bruder»
Kürzlich in einer Oltner Bar, wo ich eher selten anzutreffen bin. Eine Sammelaktion zu Gunsten der Bewohner der Zivilschutzanlage lockte mich zu gutem Oltner Bier. Bin im Gespräch mit der Frau hinter dem Tresen. Da spricht mich ein Barnachbar an: «Bist du der Bruder von Rhaban Straumann?» Durfte freudig überrascht lachen. Hätte natürlich ein Spiel draus machen können. Sagen: «Ja.» Oder: «Kenn ich nicht.» Tat ich nicht. Weil spontan reagier ich meistens ehrlich. Kann ab und an ein Problem sein. Hier nicht. Er sagt: «Ich kenn ihn... also dich mit längeren Haaren.» Sage: «Jo. Und das mit dem Bart wechselt auch ständig.» Lustig. Ist doch die schönste Art bekannt zu sein. Man kennt mich und verwechselt mich dennoch. Irgendwie. Normaler geht’s nicht. Nicht normal hingegen, dass mich Leute aus dem Fernseher kennen. Also nicht mich. Sondern den Ruedi. Die linke Hälfte des Satireduos Strohmann-Kauz. «Haben euch bei Giacobbo gesehen», wird hie und da behauptet. Schön. Der Multiplikator wirkt, füllt uns zuweilen die Hütten, ohne dass wir je da aufgetreten sind. Nehmen würden sie uns eh nicht. Wir sind inoffiziell zu «theatral». Egal. «Bist erfolgreich», sagt der Barkollege noch. Sage: «Jo. Mit dem Lohnniveau eines Gärtners. Aber sehr zufrieden.» Noch. Erfolg ist ein zerbrechliches Gewächs. Wir grinsen. Ich, da übertrieben. Ein Gärtner verdient mehr. Ist sozial besser eingebeetet. Doch hoffentlich genauso glücklich.Übrigens, wäre ich tatsächlich mein Bruder, beziehungsweise, würde der Barkumpel meine zwei Brüder kennen, hätte er mich nie und nimmer gefragt,ob ich mein Bruder sei. Denn wir Brüder ähneln uns wie der Fuchs dem Hasen. Gut Nacht.
