«Mehr als Wohnen»

Irène Dietschi, Journalistin.
Irène Dietschi, Journalistin.

Kennen Sie das Hunzikerareal? Ich war dort neulich zu Besuch, um Dan, den Tontechniker zu interviewen. Es ist ein fantastischer Ort: ein genossenschaftlicher Quartierteil, der alles bietet, was man zum Leben, Wohnen und Arbeiten braucht. Energieeffiziente Gebäude, eine Sharing-Kultur mit vielen gemeinschaftlichen Räumen, unter den Bewohnern ein lebendiger Mix von Familien und Singles, Jungen und Alten, Schweizerinnen und Ausländern. Gelebte 2000-Watt-Gesellschaft. Dan fühlt sich hier pudelwohl. Das Hunzikerareal sei «die Welt», sagte er: «Extrem viel multikulti, und zwar so, dass man sich nicht auf den Wecker geht.» Er wohnt hier mit Frau und Kind, im Erd- geschoss ist sein Tonstudio, wo er Bligg, Anna Rossinelli und andere Musikgrössen empfängt. Sie ahnen es: Das ist nicht «unser» Hunzikerareal in Olten. Sondern dasjenige in Zürich-Oerlikon. Auch dort wurde zwar früher Beton fabriziert. Aber anders als die Oltner haben die Stadtzürcher «ihr» Hunzikerareal erworben und dort, mit Hilfe der Baugenossenschaft «mehr als Wohnen», eine Vision realisiert. Er habe erst nach seinem Einzug gemerkt, wie viel konzeptueller «Überbau» im Hunzikerareal stecke, sagte Dan. Olten aber hat «sein» Hunzikerareal vor Jahren verscherbelt. Nun haben wir dort Olten-Südwest.
Und jetzt will die Stadt auch noch ihren Fonds zur Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus auflösen. Weil es in Olten kein Bauland mehr gebe. Zum Glück hat eine pfiffige Jungpartei das Referendum gegen den Beschluss ergriffen. «Sozialer Wohnungsbau bietet ‹mehr als nur Wohnen’», argumentieren die Jungen, «und es gibt vielfältige Möglichkeiten, das Wohnangebot aktiv zu beeinflussen, auch ohne städtisches Bauland.»Raten Sie, wie ich am Sonntag stimmen würde.

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