Matschbrötchen
Die Morgensonne strahlt über Olten. Im Wasserkocher brodelts schon, Kaffeepulver der Hamburger Kaffeerösterei wandert in die French Press: Ich mache mir gemütlich einen Kaffee, mit Hafermilch am liebsten. Mit der Tasse in der Hand gehts für ein paar Sonnenstrahlen auf den Balkon, die Stimme einer Podcasterin im Ohr. Sie spricht mit Gästen übers Essen. Heute mit einer Hamburgerin über gesellige Abende, über Rituale, Präferenzen und heimliche Laster. Und über Matschbrötchen. Ihre Kindheitserinnerung – und auch meine. Matschbrötchen gabs im Kindergarten und auch in der Schulkantine. Ein Schaumkuss zwischen zwei Brötchenhälften und: MATSCH! Wunderbar, simpel. Während ich den Zweien bei ihrer kulinarischen Reise in die Kindheit zuhöre, wandern meine Gedanken zu herrlich zimt-zuckrigen Franzbrötchen – norddeutschen Zimtschnecken – zu warmer Milchsuppe mit Rosinen, zu klebrig-blauen Schlümpfen und zu Bum-Bum-Eis in nassen Freibadhänden.
Dass Essen mehr als Nahrungsaufnahme ist, lernte ich kurz nach dem Abitur. Denn nach dem Schulabschluss ist da auf einmal viel Zeit. Zeit, die ich zum Fotografieren von gebackenen Eigenkreationen nutzte und damit meine Leidenschaft für die Arbeit mit der Kamera und zum Thema Food entdeckte. Vier Jahre später: ein Bachelor in Ökotrophologie. Öko-Was? Naja, laut Uni-Abschluss bin ich Ernährungswissenschaftlerin – im Schwerpunkt Marketing. Nochmal vier Jahre später ist Essen wieder weniger Wissen- und mehr Leidenschaft und so ein Podcast für mich die ideale Morgenbeschäftigung.
Und ein Street Food Festival ist ein kleines Träumchen. Mit einem Blick über die Kirchgasse fragte ich mich schon vor drei Wochen, ob in zwanzig Jahren vielleicht Mochis, Gua Baos oder Bubble Teas die Matschbrötchen-Nostalgie für Oltner Kinder sein werden.