Mach den Fluri!

Beschwingt betritt die Mittlere das Wohnzimmer, ich lese gerade Zeitung auf dem iPad. «Wer hat gepunktet?», frage ich. «Die Gegner natürlich», antwortet die Mittlere, «in der ganzen Aula sassen gerade zwei Befürworter.» «Und wie war der Fluri?» «Ach, der Kurt, der war grandios», sagt sie und lacht, «der hat den Anderen eine Lektion in Demokratie erteilt.»
Es ist No-Billag, von dem die Mittlere erzählt, das nicht enden-wollende Thema, zu dem auch die Kanti Olten ein Podium organisiert und auf selbiges Kurt Fluri eingeladen hat. Zusammen mit einem SRF-Mann, und auf der anderen Seite zwei No-Billag-Vertretern. Dass der Solothurner Stapi und Nationalrat die Befürworter einfach abgetrocknet hat, wundert mich nicht – egal, wie man zur Initiative steht. Für mich ist Fluri einer der Besten. Dabei bin ich eine Bekehrte, und meine Partei vertritt er auch nicht. Als Fluri für den Ständerat kandidierte, gab ich meine Stimme dem Bischof. Ich hatte Fluri bei einer 1.-August-Ansprache in Wangen erlebt, müde wie abgestandenes Mineralwasser. Die familiäre Belastung, die Ochsentour des Wahlkampfs, die vielen Ämter, erklärte er später. Jahre später sehen wir Kurt Fluri in einem exzellenten DOK-Film. Wie er so raffiniert wie staatsmännisch die Umsetzung der MEI-Initiative schmiedet. Wie er den schäumenden Heisssporn Köppel an sich abtropfen lässt. Wie er private Sorgen tapfer trägt. Wie er, nach endlosen Stunden im Bundeshaus, abends in Solothurn aufs Velo steigt und dem Reporter bescheiden erklärt, er müsse jetzt «no echlei go Büro mache».
Er müsse jetzt «noch ein wenig den Fluri machen», sagt mein Gatte, wenn er zuhause Administratives erledigt. Ich glaube, man sollte ohnehin öfters den Fluri machen.