Lass uns reisen
Die Sonne strahlt vom blauen Frühlingshimmel. Die Schlieren am Glas grinsen mich seit Wochen frech an. Der Winter hat seine Spuren hinterlassen. Und ich hab jetzt Zeit. Also los! Der Putzwedel plumpst mir auf Anhieb aus dem Fenster. Völlig aus der Übung bin ich. Das Wasser rinnt durch die Finger und wird mit jedem Wisch dreckiger. Dafür die Scheibe umso sauberer. Jetzt ist die Sonne auch in der Wohnung zu Hause. So geht es weiter: ausmisten, aufräumen, umräumen und putzen. Zur Musik meines zehn Jahre alten MP3-Players laufe ich etwa fünf Stunden durch die Wohnung. Das alte Gerät habe ich vorhin wiedergefunden. Und befinde mich damit zu unterschiedlichen Liedern in Gedanken mal mit Herzschmerz in meinem Hamburger Kinderzimmer, mit der Freiheit der Uni-Zeit in meiner WG-Küche oder liege am Hamburger Hafen am Stadtstrand in der Sonne. Und irgendwie freu ich mich drüber - also über die Kraft der Musik, mich, obwohl ich hier in meinen vier Wänden sitze, an andere Orte zu zaubern.
Mit Musik untermalt fahre ich neuerdings auch auf dem Einrad durch meine Instagram-Story, fahre mit Musik in den Ohren auf dem Fahrrad durchs Grüne und auf Inlinern über den Asphalt - und lenke mich damit von den News ab, die ich momentan nur noch einmal am Tag lese. Selbstschutz.
Wo war ich noch während des Frühjahrsputzes? In Frankreich, in Marokko und in Thailand. Einfach so, in Gedanken, mit der richtigen Hintergrundmusik. So reist man in Zeiten wie diesen: in Gedanken. Wenn du also mal wieder was erleben willst, schmeiss den alten MP3-Player an und geh auf Reisen. Bis wir wieder wirklich reisen dürfen und zu lauter Musik zusammen feiern und tanzen können.