Kurswechsel

Es schneit. Jedenfalls jetzt, wo ich das schreibe, am Dienstag Mittag. Der ist schon vorbei, wenn Sie das lesen, doch ich hoffe, es schneit noch immer. Ich freue mich drüber, irgendwie, auch wenn das die Notwendigkeit, mir neue Schuhe zu kaufen, noch dringlicher macht. Ich freue mich vor allem für andere über das kalte, nasse Wetter, für Menschen, die davon profitieren, zum Beispiel die Taxi-Chauffeure. Auf meinem Weg von zu Hause ins Coq d’Or hetze ich immer an ihnen vorbei, wie sie am Bahnhofsplatz in einer Kolonne auf Gäste warten, in ihren Autos sitzend, ein Nickerchen machend oder miteinander plaudernd, die Zigarette in der Hand. Manche grüssen mich. Sie sind mir sympathisch, besonders einer. Manchmal red ich von ihm als «meinem» Taxifahrer. Ein älterer, gutmütiger Mann mit grossem, weissem Schnauzer und ebenso grossem Herz. Er nennt mich Herr Kissling und fragt mich mit osteuropäischem Akzent, wie es mir geht. Anstatt Haare auf dem Kopf, trägt er eine Mütze. Bis vor einigen Monaten bin ich regelmässig bei ihm eingestiegen. Jetzt nicht mehr. Hin und wieder ändern sich die Destinationen, manchmal nicht ganz freiwillig und so hab ich ihm das dann auch erklärt. Er klopfte mir danach verständnisvoll auf die Schulter. Ein andermal, vor ein paar Wochen, traf ich wieder auf ihn. Meine Kolumne übers Zuspätkommen habe ihm gefallen, sagte er, aber ich soll doch mal was über die Probleme der Taxifahrer schreiben. Konkurrenz, Gebühren, Benzinpreise wahrscheinlich. Ich kenn mich da zu wenig aus. Nur eines weiss ich: Gegen kaltes, nasses Wetter haben Taxi-Chauffeure bestimmt nichts auszusetzen. Und Barbetreiber übrigens auch nicht.