Kunst versus Fotografie?
Es gibt viele Erzählungen, welche die Gegner des Kunstmuseums im Hinblick auf die Abstimmung am 25. September ins Feld führen. Die von FDP-Gemeinderat Urs Knapp geht so: Das Kunstmuseum verdrängt an der Kirchgasse 10 das IPFO Haus der Fotografie. Das darf nicht sein, denn das IPFO zieht scharenweise Besucher nach Olten, hat internationale Zugkraft. Ältelnde Kunst versus hippe Fotografie.
Potz! So toll ist das IPFO, dass renommierte Institutionen wie das Fotomuseum Winterthur oder das neue Photo Elysée in Lausanne daneben verblassen! – Werfen wir also einen Blick in die aktuelle Ausstellung, auf die Cowboys von Hannes Schmid (76): Gezeigt werden stampfende Pferde, glitzernde Flüsse und betörende Sonnenuntergänge – der Werbemythos aus den 90ern in Reinkultur. Keine ironischen Spielereien oder zeitgemässen Varianten des Cowboy-Bildes (wie in «Brokeback Mountain» oder «The Power of the Dog»), nicht den Hauch von Distanz entdeckt man da, und keine kuratorische Handschrift. Mit seiner Kamera sei auch er ein «einsamer Ranger», wird Schmid zitiert.
«Das IPFO erfüllt keinen Bildungsauftrag wie andere Museen», stellt der Oltner Fotograf und Hochschuldozent Florian Amoser fest. «Hingegen hat das Kunstmuseum Olten einen solchen Auftrag: das Kultur- und Kunsterbe, auch der Region Olten, zu bewahren und zu fördern. Entsprechend muss dafür Platz geschaffen werden.»
Das IPFO trumpft mit grossen Namen alter Männer und ein bisschen Glamour. Ob das auf lange Sicht reicht, um sich «Hauptstadt der Fotografie» zu nennen? Eigentlich sei das IPFO eine coole Sache, findet Florian Amoser, «es hat viel Potenzial, das seine Macher noch ausschöpfen könnten.» Dafür braucht es nicht die Kirchgasse 10.