«Kunst am Bau»

In Olten besteht bekanntlich grosser Reichtum an missglückten Bauwerken. Einige der schlimmstenerkennt man daran, dass sie mit Kunst am Bau aufgemotzt wurden. Eine Unterführung ist besonders scheusslich geraten? Soll eben ein Künstler die Wändebemalen. Ein neu gestalteter Platz ist nun wirklich zu trostlos? Dann stellen wir halt einen Brunnen drauf. Das neue Einkaufszenter ist eine allzu peinliche Schuhschachtel? Lasst uns buntes Plexiglas dran pappen.

Nichts gegen Kunst am Bau, aber besser wär’s, das Bauwerk selber wäre Kunst. Zudem altert Kunst oft schlecht. Was man heute toll findet, wird uns morgen nichts mehr sagen. Aber gealterte Kunst zu entfernen, ist schwierig. Schliesslich hat sie eine Menge Geld gekostet. Das beste Beispiel hierfür sind die schemenhaften Betonfiguren in der Oltner Altstadt. Diese mögen vor ein paar Jahrzehnten ihre Zeit gehabthaben, heute stehen sie nur noch im Weg. Aber teuer waren siedamals. Wie werden wir sie wieder los?

Das missglückteste aller Oltner Bauwerke ist zweifellos die Stummel-Umfahrung ERO, die mitten in der Stadt einfach auf dem Sälikreisel endet und 2013 eröffnet werden soll. Seit ein paar Wochen gibt’s an ihrem Endpunkt eine riesige Eisenplastik. Zehn rostbraune, einander überschneidende Stahlringe, gewiss fünf Meter im Durchmesser und viele Zentner schwer. Die Optik ist eindrücklich, die Botschaft verständlich. Die Ringe liegen im Kreisel, in dem dieAutos Ringelreihenfahren bzw. -stehen werden. Gefällt mir ganz gut. Heute. Aber in fünf Jahren? Und in zwanzig Jahren?

Das Problem an Kunst am Bau ist, dass sie die Schwächen eines Bauwerks nicht behebt, sondern nur verdeckt. Kunst am Bau ist wie Deo gegen Achselschweiss oder Schminke gegen Akne. Die Verantwortlichen glauben, nun sei alles gut. Aber das stimmt nicht. Das Verkehrschaos wird kommen, ob mit oder ohne Kunst. Besser wär’s, eine Lösung für das Problem zu suchen. Und zu finden. Das wäre eine Kunst.

Alex Capus

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