Krieg und Fasnacht

Irène Dietschi, Journalistin.
Irène Dietschi, Journalistin.

Was für eine Woche! Was für ein Zusammenprall der Geschichten! Als uns am Donnerstag früh um fünf ein Donnerknall aus dem Schlaf riss, war klar: Es ist Chesslete. Wenig später meldeten die Nachrichten, dass um die gleiche Zeit der russische Präsident Putin die ersten Bomben gegen die Ukraine gezündet hatte. Der «Schmutzige Donnerstag», den viele während der Pandemie so sehnlichst herbeigesehnt hatten, wurde zu einem Schwarzen Donnerstag. Fasnacht und Krieg: Wie geht das zusammen?

Am Freitagabend gingen wir ins Kino. In den Lichtspielen lief «Olga»: die fiktive Geschichte einer ukrainischen Kunstturnerin, verwoben mit dem Euromaidan-Aufstand in Kiew 2014. Dabei hatte der Regisseur auf reale Handy-Aufnahmen zurückgegriffen. Während wir das blutige Geschehen auf der Leinwand verfolgten, drang von draussen laute Guggemusig ins Innere. Und ich fragte mich: Darf man Fasnacht feiern, wenn Putin die Ukraine überfällt?

«Ja», meinte am Sonntag der katholische Pfarreileiter in Hägendorf: Ein Diktator solle keine Macht darüber haben, ob andere sich am Leben freuen. Der Gottesdienst stand ganz im Zeichen der Fasnacht, vorne im Chor schränzte die Hägageri-Gugge, die Leute klatschten und sangen. Doch in der Vers-Predigt von Stefan Schmitz bekam der russische Aggressor sein Fett weg: «Ja, Putin, der gehört eingeschlossen, am besten von den eigenen Genossen!» Und: «Die Ukraine ist ein freies Land, das wird von allen anerkannt.»

Auch in Olten solidarisierten sich die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler mit der Ukraine. Mit Fackeln begaben sie sich auf den Friedensmarsch durch die Altstadt, und auf dem konfettiübersäten Kirchplatz erstrahlte am Sonntagabend ein Lichtermeer. Fasnacht und Solidarität: Ja, das geht.

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