«Klimawandel»

Man erkennt hierzulande den Sommer daran, dass es wärmer regnet als im Winter. Während der Regenpausen kann man draussen sitzen, das ist schön. Die OltnerAltstadt-Restaurants habenSonnenschirme aufgestellt.

Das war nicht immer so. DieSenioren unter uns werden sicherinnern, dass man in unseren Breitengraden vor dreissig Jahren noch Sommer und Winter drinnen in der verrauchten Gaststube sass. Erst in den 80er Jahren stellten die Wirte zaghaft die ersten Tische aufs Trottoir.

Man muss das verstehen, das war die Zeit vor dem gesellschaftlichen Klimawandel. Damals waren Atombomben aus Ost und West auf unsere Köpfe gerichtet. SBB-Kondukteure trugen steife Hüte. Und wer den Zivilschutz verweigerte, kam ins Gefängnis.

Dann kamen Gorbatschow,Bo Derek und Modern Talking. Nach dem Kalten Krieg krochen die Wirte aus ihren Löchern und blinzelten in die Sonne. Den Anfang machte das «Kreuz», dann zogen der «Löwen», der «Rathskeller», der «Adler», das «National» und der «Baselbieter» nach.

Eines aber fällt mir auf, wenn ich Fotos aus jener Zeit betrachte: Da gab es noch keine Sonnenschirme, wir sassen Nachmittage lang an der bräntigen Sonne. Da müssen wir doch geschwitzt haben wie die Ackergäule.

Wieso nur? Heute würde sich das kein Mensch mehr antun, wir setzen uns sorgsam in den Schatten. Manche sagen, das sei eine Folge des Klimawandels: Vor dreissig Jahren habe die Sonne noch mildergebrannt als heute. Andere sehen nicht den meteorologischen, sondern den gesellschaftlichen Klimawandel als Ursache: Die Menschen seien sensibler geworden und würden aufmerksamer auf die Signaleihres Körpers achten.

Wie auch immer: Am Beispiel der Gartenrestaurants kann mansehen, dass sogar in Olten nicht immer alles beim Alten bleibt. Vielleicht werden wir eines Tages alte Fotos betrachten und kopfschüttelnd bemerken, dass Olten mal keine Radwege hatte. Und kein Parkleitsystem. Und keinen Kinderspielplatz im Zentrum. Und keine Tagesschulen. Und kein Eisenbahnmuseum.

Alex Capus

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