«Klicks»
«Das war aber auch ein dummer Artikel», meint Mit-Kolumnist Rhaban Straumann zu mir, als wir letzten Freitagmorgen nach einer Sitzung noch vor dem Coq d’Or stehen. Es geht um den Beitrag im «Enthüller», einem Schweizer Online-Satiremagazin. Und fügt an: «Die ewige Leier vom hässlichen Olten kann ich einfach nicht mehr hören.» Ich stimme Rhaban zu. Über unser Städtchen wird viel geschrieben, nur das Wenigste ist wirklich erfrischend. Spannend find ich aber, dass Olten in Schweizer Medien überhaupt so viel Erwähnung findet. Am selben Tag, an dem der Enthüller-Text erschien, berichtete nicht nur das OT und die NOZ über Schüsse in Winznau, sondern auch der Blick. Als auf Facebook die Wellen wegen dem Satire-Beitrag hochgingen, war das dem Zürcher Online-Medium watson nicht nur ein, sondern gleich zwei Artikel wert und ein paar Stunden, bevor ich diesen Text zu schreiben begann, veröffentlichte SRF online Stimmen zum Wechsel von Stadt- zu Kantonspolizei. Fährt unser Tourismusverein seit einer Weile eine besonders ausgefuchste PR-Strategie? Liegt es daran, dass bei einer Vielzahl von Medien-betrieben mittlerweile Leute aus der Region ihre Finger mit im Spiel haben? Oder ist unser Städtchen einfach so dermassen spannend? Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass online nicht nur, aber auch publiziert wird, was gute Chancen auf viele Leser hat. Es geht um Klicks, um Traffic, wie die Profis sagen. Dass dafür eine lebendige, zwischendurch auch etwas dünnhäutige städtische Facebook-Gruppe mit über 4’000 Mitgliedern quasi Garantie ist, scheint mittlerweile sogar im Boulevard angelangt zu sein. Was man dort schon lange weiss: Was ebenfalls Klicks bringt, ist Empörung.
