"Kleine Stadt - grosse Politik"
Es ist ein bekanntes Phänomen: Kleine möchten meist grösser sein, fordern ihren Platz an der Sonne. Das gilt nicht nur für Kinder. Auch in Olten leidet man oft darunter, dass viele Auswärtige bestenfalls ein müdes Lächeln übrig haben, wenn wir stolz sagen, dass Olten die grösste Solothurner Stadt sei. Wir müssen uns gross machen, damit man uns nicht übersieht. Deshalb betreiben die Oltner auch grosse Politik – zumindest in quantitativer Hinsicht. 50 Personen bilden unser Gemeindeparlament, damit gehört Olten zu den Grossen der Kleinen. Denn gemäss Bundesamt für Statistik gibt es von 59 Gemeinden mit 10’000 bis 19’999 Einwohnern nur 16 Gemeinden mit einem Parlament von 50 oder mehr Volksvertretern. Zum Vergleich: Luzern mit 80’500 Einwohnern hat ein Stadtparlament mit 48 Mitgliedern, in Winterthur sind es zwar 60 Parlamentarier, die Stadt hat aber eine Einwohnerzahl von 105’000 Personen.
Eine Spezialkommission, die sich über die Gemeindeordnung gebeugt hat, schlägt nun vor, dass die Grösse des Parlaments gleich bleiben soll. Und ich dachte, dass Olten finanziell angespannte Zeiten durchlebt, in denen alle den Gürtel ein bisschen enger schnallen müssen. Sicher: Die Verkleinerung des Parlaments würde finanziell kaum ins Gewicht fallen. Aber der Vorschlag, mit einem kleineren Parlament die Zukunft anzupacken, wäre ein starkes Zeichen gegenüber der Bevölkerung. Die Spezialkommission hat sich – aus unterschiedlichen Gründen – dagegen entschieden. Schade. Ich erinnere mich, dass einige Parteien vor den letzten Wahlen mehr oder weniger verzweifelt auf Kandidatensuche waren. Irgendwie passt da einiges nicht zusammen.
