Kinder vs. Stammtisch

Elie Peter, Kommunikationsverantwortlicher und Schriftsteller. 
         
         
            
               (Bild: Remo Buess)
Elie Peter, Kommunikationsverantwortlicher und Schriftsteller. (Bild: Remo Buess)

An unserer Strasse im Säliquartier tobt gerade ein Meinungsstreit: Soll die Dreitannenstrasse von einer normalen Tempo-30-Zone zur «Begegnungszone» werden – also zu einer Strasse, wo Fussgänger Vortritt geniessen und Tempo 20 gilt? Vorausgeschickt: Ich bin dafür. Weil die Strasse so für unsere Kinder ein Stück sicherer wird.

Witzig (und ein bisschen bedenklich) finde ich, dass die meistgehörten Gegenargumente reine Stammtisch-Argumente sind. Aussagen, bei denen nach dem vierten Bier alle auf den Tisch hauen und grölen: «Ja, genau so ist es!»

Gegenargument Nummer eins lautet: «Wir brauchen nicht noch mehr Gesetze!» Genau – und am besten schaffen wir gleich den ganzen Schweizer Rechtsstaat ab… Gegenargument Nummer zwei: «Es wird sich eh kein Autofahrer daran halten.» Weil wir ja sowieso den Rechtsstaat abschaffen? Im Ernst: Was soll man auf so eine Behauptung antworten…?

Dabei gäbe es durchaus schlüssige, ehrliche Argumente gegen eine Begegnungszone. Zum Beispiel: «Es ist mir wichtiger, 30 oder 35 fahren zu können, als dass die Strasse noch ein Mü sicherer wird.» Oder: «In einer Begegnungszone gibt es weniger Parkplätze. Ich habe null Bock, in Zukunft hundert Meter bis zu meinem Auto laufen zu müssen.» Oder ein wenig reflektierter: «Ich bezweifle, dass eine Begegnungszone die Sicherheit erhöht. Die Kinder werden sich zu sicher wähnen und passen nicht mehr auf.»

Das sind alles Gegenargumente, die ich als Befürworter respektieren würde – weil sie persönlich, ehrlich und sachlich sind. Nur höre ich diese Argumente nie…

Ich bin gespannt, wer schlussendlich gewinnen wird: die Kinder- oder die Stammtisch-Argumente. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

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