«Ketten und Konzerne»

An einem der ersten heissen Julitage in der Hauptgasse der Oltner Altstadt war’s, als die jungen Sunrise-Verkäufer wie gewohnt pünktlich um halb neunihren Laden aufsperrten in Erwartung eines gewöhnlichen Arbeitstags. Aber eine Stunde später war der Laden wieder zu. In der Zwischenzeit war jemand von der Zentrale vorbeigekommen und hatte die Filiale Olten nach anderthalb Jahren per sofort geschlossen, weil sie zu wenig Umsatz machte. Die Verkäufer standen auf der Hauptgasse und machten ratlose Gesichter, einer verdrückte eine Träne. Tags darauf fuhren ein paar Sunrise-Lieferwagen vor und packten das Interieur ein. Zurück blieb ein schwarzes Loch. An der Tür hängt seither ein Zettel, auf dem steht, Sunrise sei weiter für seine Kunden da - im Einkaufszenter A1 inOftringen.

Ein paar Schritte die Hauptgasse hinunter gibt es einen Schuhdiscounter, der dem Vernehmen nach auch schon bald wieder aufgibt. Wie lang war der jetzt dort? Drei Jahre? Oder erst anderthalb? Von all den Kleiderläden, die ständig aufgehen und wieder zusperren, wollen wir gar nicht erst reden.

Ruckzuck, so geht das heute.Filiale auf, Filiale wieder zu.Es entscheiden Leute, die vermutlich noch nie in Olten gewesen sind und ihre Büros irgendwo in Zürich, Frankfurt oder Paris haben. Was zählt, ist Umsatz und Rendite. Möglichst viel, möglichst rasch.

Ich bin froh, dass noch nichtalles in Ketten und Filialen organisiert ist. Ich mag alteingesessene Familienbetriebe. Ein Brot kaufe ich gern in der Bäckerei Blum oder bei Pino. Wenn ich eine Uhr brauche, gehe ich zu Adam oder Känzig. Und wenn an meinem Velo etwas kaputt ist, gehe ich zum Reber. Der war schon da, als ich noch Dreirad fuhr. Und ich hoffe sehr, dass er auch noch da ist, wenn ich Dreiräder für meine Enkel brauche.

Alex Capus

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