«Jod-Tabletten»

Wenn ein Auswärtiger in Olten Wohnsitz nimmt und sich ordnungsgemäss bei der Einwohnerkontrolle anmeldet, bekommt er zur Begrüssung als erstes eine Schachtel Jod-Tabletten. Diese muss er dann essen, wenn es im AKW Gösgen zu einem schweren radioaktiven Unfall kommt.

Das ist doch mal ein originelles und nützliches Willkommens-geschenk, da weiss man doch gleich, was es geschlagen hat und wo man künftig zu Hause ist. Andere Gemeinden schenken ihren Neuzuzügern eine Flasche Riesling, was ja moralisch nicht gerade einwandfrei ist, oder eineillustrierte Dorfgeschichte, worüber man auch geteilter Ansicht sein kann.

Jod-Tabletten hingegen sind für Gross und Klein von Nutzen und der Gesundheit zuträglich, diesen Ansatz sollte man weiter verfolgen. Optional könnte maneine Packung Antidepressivadazulegen für jene Zuzüger, die mit dem berühmten OltnerNovembernebel nicht zurechtkommen. Oder ein Marihuana-Duftkissen für jene, die das Oltner Tagblatt zu langweilig finden. Oder eine Packung Rennie-Tabletten für jene, denen dieFinanzpolitik des Stadtrats Magenbrennen bereitet.

Vielleicht sollte man diese Tabletten den Neuzuzügern auch gleich vor Ort - also unter Aufsicht der Einwohnerkontrolle - verabreichen, denn nach einer gewissen Zeit werden sie unwirksam; ich bin ein altgedienter Oltner und weiss, wovon ich rede. Meine Jod-Tabletten zum Beispiel sind im Ernstfall komplett wirkungslos, weil ich sie irgendwo im Haus verstaut habe und ums Verrecken nicht mehr finden kann. Was nun den Oltner Nebel betrifft, so gewinnt man den irgendwann lieb, ob mit oder ohne Antidepressiva. Das Oltner Tagblatt? Da hilft alles kiffen nichts. Und an den Oltner Stadtrat muss man sich einfach gewöhnen. Der ist von Wahl zu Wahl zu Wahl immer der gleiche.

Alex Capus

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