«Jeremy»

Sonderbare Dinge ereignen sich dieser Tage in Olten. Im Pfarrhaus zu Sankt Martin, das zur Zeit umgebaut und deshalbungewohnt stark frequentiert wird, wurden am hellichten Tag 9000 Franken entwendet. In bar. Aus dem Schlafzimmer desPfarrers, dem Vernehmen nach. Bis heute weiss nur der Allmächtige - und der Dieb selbst - wer der Dieb ist. Solche Barbeträge würde man ja eher bei den Bordsteinschwalben im Industriequartier vermuten. Oder bei den Wirtschaftsanwälten von der Dornacherstrasse. Das Geld im Pfarrhaus hingegen war, wieman hört, für eine Assisi-Reise bestimmt.

Anderes Thema: Mein Nachbarsbub Jeremy (Name geändert) hat am Samstag eine nigelnagelneue Playstation 4 bekommen und sich dann gleich am Sonntag den Daumen gebrochen. Jetzt hat er einen Gips und kann nicht Playstation spielen. Zum Greifen nah ist das Vergnügen, und dochunerreichbar fern. Ich habe Jeremy empfohlen, für die Dauer der Rekonvaleszenz mit den Füssen zu spielen. Mit genügend Einsatz geht das, des Menschen Wille kann Berge versetzen. Der Bub hat meinen Vorschlag mit träumerischem Lächeln entgegengenommen.

Nochmal ein anderes Thema: Die finanzgeplagte Stadt Olten stattet ihre Mülleimer pünktlich zur Fussball-WM mit kleinen Lautsprechern aus, die jedes Mal «Gooaal!» oder so schreien, wenn jemand etwas einwirft. Das ist jetzt kein blöder Witz, sondern wirklich wahr. Die gute Nachricht ist, dass die sprechenden Mülleimer die Stadt rein gar nichts kosten.

Ich habe nachgefragt.

«Die Aktion ist ein Bestandteil der jährlichen und gesetzlichen vorgeschriebenen Massnahmen bezüglich Aufklärung undVerminderung von Littering», schreibt mir der zuständige Werkhof-Chef. «Diese Massnahmen müssen und werden aus der Spezialfinanzierung Abfallbe-seitigung finanziert werden, die aus den Einnahmen derKehrichtgebühren bestehen.Daher wird das normale Budget der Stadt Olten nicht belastet.»

Verstehe. Der Spass ist alsogratis. Alles klar.

Alex Capus

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